Chur → Vättis → Kunkelspass

Ausgangspunkt
Chur, Parkplatz Obere Au.
Tourdaten
- Weglänge: 57 km
- Höhendifferenz: ↑↓ 1480 Hm
Routenbeschreibung
Die Biketour zum Kunkelspass an der Kantonsgrenze zwischen St. Gallen und Graubünden scheint sich bei mir langsam zu einem Frühjahrsklassiker zu entwickeln. Wie im letzten Februar stieg auch bei mir mit zunehmend frühlingshaften und schneefreien Verhältnissen im Unterland die Lust auf erste Biketouren in höhere Lagen. Vor kurzem schreckten mich die teils noch winterlich tief verschneiten Berghänge über dem Rheintal noch ab. Da die Wetterprognose aber eine neue Kälteperiode ankündigte, nutzte ich die aktuell noch passablen Temperaturen für einen Vorstoss zum Kunkelspass, praktisch zeitgleich mit meinem Ausflug vom letzten Jahr.
Während ich damals von Bad Ragaz aus ins Taminatal startete, wollte ich heute eine anstrengendere Variante mit mehr Höhenmetern ausprobieren, nämlich den direkten Aufstieg von Untervaz aus zum Fürgglichopf, um anschliessend über St. Margarethenberg und Tristeli zur Hauptstrasse zwischen Pfäfers und Vättis zu gelangen. Ich hatte diese Strecke im November 2023 schon einmal befahren, dort allerdings in umgekehrter Richtung.
Von Chur aus folgte ich also zunächst dem üblichen Radweg am Rhein entlang in Richtung Bad Ragaz.
Von Untervaz zum Fürgglichopf
Kurz vor Untervaz verliess ich den Radweg und gelangte über eine Fussgängerbrücke auf die andere Rheinseite und über Felder weiter ins Dorfzentrum. Dort begann der Aufstieg, dessen erster Teil deckungsgleich mit früheren Touren durchs Churer Rheintal nach Norden verlief. Bei P.693 zweigte ich diesmal aber auf einen kurzzeitig sehr anstrengenden Karrenweg zu den Hütten von Pravia ab. Hinter Pravia verbesserte sich die Unterlage dann zu einem normalen Forstweg, dessen Steigung mir allerdings weitere Anstrengungen abnötigte.
Ab jetzt ging es mehr oder weniger gleichbleibend steil durch den Wald hinauf nach Tanzboden. Auf 1200m erreichte ich dann erstmals die Schneegrenze. Ich war etwas beunruhigt, erschienen diese Hänge und Hügel doch letzthin vom Tal aus schon praktisch schneefrei. Zu allem Übel waren heute dazu noch Holzarbeiter mit schwerem Gerät am Werk, sodass der Waldweg ab Tanzboden in eine anstrengende Schlammpiste mit Schnee auf beiden Seiten überging. Ich schob das Bike an den Baumaschinen vorbei, im hoffnungsvollen Vertrauen auf bessere Wegverhältnisse dahinter. Schon nach der nächsten Kurve wurde diese Erwartung allerdings jäh zerstört, als ich vor einer geschlossenen und tiefen Schneedecke stand. Diese versperrte den immer noch ansteigenden Forstweg ab jetzt, soweit ich sehen konnte. Eine Alternative (ausser der Rückkehr ins Tal) gab es nicht, und den Baggern im Schlamm wollte ich auch kein zweites Mal begegnen.
So blieb mir nur noch das anstrengende, meterweise Schneestapfen bergauf mit dem Bike auf der Schulter. Auf 1350m erreichte ich – inzwischen mit klatschnassen Füssen in meinen für solche Aktionen ziemlich ungeeigneten Halbschuhen – einen Wanderweg, der die letzte Wegbiegung des Fahrwegs zum Fürgglichopf etwas abkürzte. Leider lag auch hier sehr viel Schnee, aber ich konnte auch diesen rund 300m langen Abschnitt zwischen Ästen und umgestürzten Baumstämmen mitsamt Bike irgendwann hinter mich bringen. Ich stiess wieder auf den ursprünglichen Fahrweg, der im Gegensatz zu vorhin hier ziemlich ausgetrampelt war. Ski- und Schneeschuhspuren legten nahe, dass die Gipfel der Hügelkette weiter oben offenbar beliebte Ausflugsziele waren.
Zügig und leicht bergab erreichte ich nun (immer noch zu Fuss) den Übergang am Fürgglichopf, auf dessen anderer Seite ein Fahrweg nach St. Margarethenberg führt. Ich hatte fest damit gerechnet, dass der Spuk hier nun ein Ende hätte und traute deshalb meinen Augen nicht, als ich jenseits vom Übergang auf weisse Hänge schaute, soweit das Auge reichte. Zum Glück stellte sich aber heraus, dass die Strasse von St. Margarethenberg zum nahegelegenen Wanderparkplatz schwarz geräumt und (wenn auch wegen Nässe und möglicher Glätte vorsichtig) befahrbar war.
Vom Fürgglichopf nach Vättis
Ich stieg also nach einer längeren Wanderetappe endlich wieder aufs Bike. Die Abfahrt nach St. Margarethenberg war landschaftlich schön, körperlich wegen meiner durchgeschwitzten Kleidung und den wegen dem umgebenden Schnee kälteren Temperaturen aber ziemlich unangenehm. Die Strasse von St. Margarethenberg bis zur viel tiefer gelegenen Einmündung in die Hauptstrasse nach Vättis war steil, kurvenreich, nass und teils verschmutzt, somit ebenfalls kein Vergnügen.
Erst unten auf der Hauptstrasse nach Vättis hellte sich meine Stimmung wieder auf. Die Lufttemperatur war etwas wärmer und dank einer angenehmen leichten Steigung folgte bald auch meine Körpertemperatur. Ich hatte inzwischen angesichts der gerade zurückliegenden Erlebnisse und der umliegenden schroffen weissen Berggipfel der Calanda- und Pizolkette schon leichte Bedenken, den Kunkelspass ohne neuen Schneekontakt erreichen zu können. Zudem war der malerische Magpragg-Stausee von einer leichten Eisschicht bedeckt, was ebenfalls im Kontrast zu letzten Jahr stand. Ich beschloss aber, auf jeden Fall einfach einmal nach Vättis zu fahren und die Situation dort neu zu beurteilen.
Von Vättis zum Kunkelspass
Die Strasse hinter Vättis nach Kunkels war trocken und schneefrei. Auch auf den weiten Weidehängen am Wegrand (ein offenbar beliebtes Langlaufgebiet im Winter) waren nur noch spärliche Schneereste zu sehen. Ich entschied mich daher für die Weiterfahrt. Ich empfand diese Etappe von Vättis zum Kunkelspass dann auch als den bisher schönsten und entspannendsten Teil der Strecke. Da die Fahrstrasse für Autos (noch) gesperrt war, hatte ich den Weg auch völlig für mich allein. Der Aufstieg kam mir trotz den verbleibenden 300 Höhenmetern recht kurzweilig vor und bald kurbelte ich schon um die letzten schneefreien Wegbiegungen im Wald herum zu den Hütten auf der Passhöhe. Hier genoss ich den Blick auf die noch tief verschneite Berglandschaft weiter oben, die wir im letzten Herbst auf einer Biketour zur Ringelspitzhütte besuchten.
Vom Kunkelspass nach Tamins
Anschliessend machte ich mich auf den Weg vom Kunkelspass hinunter nach Tamins auf der Südseite des Passes. Ich hatte diese Abfahrt vom letzten Jahr her noch als etwas unheimlich in Erinnerung, da der Weg damals noch nicht geräumt und von allerlei Steinblöcken und Geröll übersät war. Heute stellte sich aber heraus, dass jemand sich offenbar schon ans Werk gemacht und die Strasse weitgehend von scharfkantigen Hindernissen befreit hatte. So konnte ich die relativ kurze, aber steile Abfahrt vom Pass voll geniessen und erreichte kurze Zeit später die ebenen Weideflächen vor Tamins. Hier traf ich auf einige Senioren im Auto, die auf ihrem Weg nach Pfäfers eine "Abkürzung" über den Kunkelspass nehmen wollten, wegen der auch auf dieser Seite geschlossenen Wegschranke aber unverrichteter Dinge wieder umkehren mussten. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, unter welchen Umständen man die holprige Fahrt über Stock und Stein bis Vättis und die anschliessende kurvenreiche Reststrecke nach Pfäfers als Abkürzung zur direkten Autobahnverbindung über Chur und Bad Ragaz bezeichnen könnte, aber wahrscheinlich ging es denen wie bei mir auch ums Abenteuererlebnis auf Rädern.
Von Tamins nach Chur
Bisher folgte ich zwischen Tamins und Chur stets dem beschilderten Radweg. Heute entdeckte ich aber eine lohnendere Alternative, die zuerst durch den östlichen Dorfteil von Tamins und danach auf einem idyllischen Karrenweg durch den Wald hinunter zum Rhein führte. Dieser Weg mündete bei Pradamal dann wieder beim üblichen Radweg ein, auf dem ich die restlichen Kilometer über Felsberg bis nach Chur fuhr.
Fotos






























