Albula-Trail

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Tourdaten

  • Weglänge: 78.2 km
  • Höhendifferenz: ↑↓ 2520 Hm

Routenbeschreibung

Wer es als Radfahrer zum Albulapass schafft, kann auf zwei Wegen ins Engadin gelangen: auf der Passstrasse oder auf dem Albula-Trail, der zunächst auf einer längeren Strecke in Sichtweite neben der Passstrasse verläuft. Beide Varianten kommen im kleinen Dorf La Punt wieder zusammen. Der Albula-Trail ist allerdings nur mit dem Mountainbike zu schaffen – im letzten Jahr endete mein Versuch, dort mit dem Gravelbike voranzukommen, bald einmal beim ersten ernsthaften Gefälle bergab.

Der Gedanke an einen Abfahrtsversuch über den Albula-Trail liess mich aber nicht mehr los. Dazu würde ich allerdings zuerst mit meinem 14kg schweren Enduro-Bike von Filisur auf die Passhöhe hinaufkurbeln müssen. Überhaupt hatte ich es erst einmal mit einem Mountainbike bis zum Albulapass geschafft: damals noch auf meinem alten XC-Bike, das erstens etwas leichter war und zweitens über einen "Lockout" an der Vordergabel verfügte, mit dem sich beim Aufstieg einiges an Kraft einsparen liess. Beide Vorteile waren inzwischen – technischer Fortschritt sei Dank – auf dem jetzigen Bike nicht mehr gegeben, sodass ich meine Erfolgschancen für den Aufstieg auf andere Weise erhöhen musste. Ich tat dies, indem ich mich an einem der heissesten Sommertage der letzten Wochen und dazu noch an einem Sonntag mit extra viel Urlaubsverkehr auf den Weg machte.

Von Filisur zum Albulapass

Mit dem Mountainbike konnte die erste Etappe nach Bergün nicht auf der Strasse zurückgelegt werden, sondern musste stilgerecht auf dem Waldweg nach Bellaluna und dem anschliessend aufsteigenden Trail nach Crestas da Buel erfolgen. Zwischen Bellaluna und Streda musste ich dabei auf die Strasse ausweichen, da der Wegabschnitt dort nach Hochwasser vor Wochen unpassierbar geworden ist und teilweise weggespült wurde. Nach Streda konnte ich die Strasse jedoch verlassen und der anstrengende Aufstieg im Wald begann. Dieser Teil war in der Stille sehr schön zu fahren, auch wenn ich mich fragte, wie ich das vor einem Jahr mit dem Gravelbike geschafft hatte.

Vom Aussichtspunkt bei Crestas ging es dann zügig bergab nach Bergün und von dort an weiter auf der Strasse über Preda und am Lai da Palpuogna vorbei zum Albulapass. In der Hitze kam ich gefühlt nur im Schneckentempo voran und erreichte die Passhöhe mit rund einer Stunde Rückstand auf meine üblichen Fahrzeiten mit dem Gravelbike. Es quälten sich auch andere in der prallen Sonne bergauf. Darunter einige noch schwerer beladene Bikepacker, was mich ziemlich beeindruckte.

Auf dem Albula-Trail nach La Punt

Nach einer gebührenden Erholungspause auf dem Pass konnte der Spass auf dem Albula-Trail beginnen. Den ersten Teil auf dem relativ flachen Abschnitt im Val d'Alvra kannte ich schon und konnte zügig durchfahren bis auf ein Schiebestück von rund 20 Metern bei Chaunt da la Crasta, wo der Weg eine Stufe an der Seite eines kleinen Wasserfalls ziemlich abschüssig und sandig überwindet. Bald war ich bei der Alp Proliebas angelangt, von der aus man hinüber zur rege besuchten Alp Alesch auf der anderen Talseite blicken konnte. Bis hier gab es noch 4 "Notausstiege" bzw. Pfade, auf denen man zur Passstrasse zurückkehren konnte; ab jetzt begann hingegen der (für mich) technisch anspruchsvollste Teil der Abfahrt unter die Waldgrenze. Viele verblockte und nasse Stellen und Absätze wechselten sich mit schrägen Holzstegen über kleine Bachläufe ab, mehrere Bäche mussten auch sehr holprig auf nassen Felsblöcken überwunden werden. Zum Glück dauerte dieser Teil nicht ewig und die bald zwischen den Bäumen auftauchenden Häuser von La Punt sorgten für zusätzliche Motivation.

Auf einmal war der Trail dann zu Ende und ging in einen Waldweg über, auf dem ich wenig später die ersten Häuser und vor allem einen Brunnen mit schattiger Sitzbank erreichte. Bis auf zwei Biker, die ich noch im oberen Teil überholte, war ich auf der ganzen Strecke allein unterwegs gewesen.

Von La Punt über den Pass nach Crap Alv

Ich merkte beim Brunnen, dass mir plötzlich übel und schwindlig wurde. So nahm ich auf der Sitzbank zunächst eine Auszeit vom Geschehen und überlegte mir, ob dies wohl das Ende der Biketour und der Beginn der Zugfahrt nach Hause sein würde. Nach rund 10 Minuten verschwand das Unwohlsein jedoch wieder. Ich hatte ursprünglich noch weitere mögliche Zusatzrunden im Engadin im Hinterkopf gehabt, verzichtete aber darauf und beschloss, stattdessen den Rückweg zum Albulapass auf der in Sichtweite zur Sitzbank verlaufenden Passstrasse in Angriff zu nehmen.

Dieser erneute Aufstieg fand nun in brütender Nachmittagshitze statt. Ich hatte bei meinem Ausflug zum Berninapass ja schon einmal Erfahrung mit dem mühsamen Aufstieg von La Punt aus gemacht, heute ging es allerdings nochmals eine Stufe mühsamer hinauf. Immerhin wurde ich zeitweise von einem leichten Rückenwind unterstützt und im oberen, leicht abfallenden Teil im Val d'Alvra konnte ich das Rad für kurze Zeit sogar etwas rollen lassen.

Rückfahrt nach Filisur

Beim Albula-Hospiz angelangt, wollte ich ein neues Experiment ausprobieren. Bei meinen Fahrten von Preda herauf hatte ich immer wieder auf den gegenüberliegenden Gras- und Geröllhängen bei Crap Alv einen Wanderweg gesehen, der mir im oberen Teil ziemlich sicher und im unteren Teil zumindest möglicherweise befahrbar erschien. Direkt neben dem Hospiz stürzte ich mich sodann ins nächste Abenteuer und rumpelte problemlos über einen Karrenweg hinunter, der auf halber Strecke bei einer kleinen Hütte wieder in die Strasse einmündete und von dem hier ein Singletrail hinunter zum Bauernhof bei Crap Alv abzweigte.

Dieser Trail war grösstenteils gut befahrbar, auch wenn er immer wieder über losen oder blockigen Schutt über die erwähnten steilen Geröllhänge führte. Hier war Vorsicht geboten, da ich bei dieser Hangneigung keinen "Pedal Strike" an der falschen Stelle riskieren wollte. Weiter unten im Gras kam dann eine Stelle mit einigen Holzstufen, über die ich tragen musste, und danach erreichte ich bald schon den malerischen Wasserfall Funtana Fregda. Kurz darauf kam dann auch dieses zweite Mini-Abenteuer am Strassenrand zu Ende. Ich fand es jedenfalls eine sehr lohnenswerte Ergänzung zum Albula-Trail.

Als nächstes ging es auf der Passstrasse hinunter zum Lai da Palpuogna, wo ich einen schon fast traditionellen Fotostopp einlegte, und weiter auf der Strasse über Preda bis nach Bergün. In Bergün bog ich dann wiederum auf die Route über Crestas da Buel ab. Die rasante Abfahrt vom Aussichtspunkt nach Bergün auf dem Hinweg verwandelte sich in der Gegenrichtung in einen zum Glück sehr mässigen und langgezogenen Aufstieg, sodass ich die vertraute Abfahrt durch den Wald zur Brücke bei Streda in vollen Zügen geniessen konnte. Anschliessend ging es in der immer noch sehr heissen Abendsonne zurück nach Filisur, wo der letzte Anstieg des Tages in Richtung Alvaneu Dorf auf mich wartete. Üblicherweise fahre ich dort auf der Strasse von Alvaneu Bad hinauf; heute kurbelte ich hingegen vom Parkplatz beim Landwasserviadukt über Wald und Wiesen von Solas Davains hinauf, um die Strecke (wenn auch nicht den Höhenunterschied) wenigstens gefühlsmässig etwas abzukürzen.

Landschaftlich war dies für mich ein sehr lohnenswerter Ausflug, der mehrere interessante und abwechslungsreiche Abfahrten zum Preis mühsamer Aufstiege zumeist auf der Strasse vereinte. Auf jeden Fall aber würde ich diese Tour nur für kühlere und/oder bewölkte Tage und nicht gerade an einem Wochenende in der Hochsaison empfehlen.

Fotos

Die Albula hinter Bellaluna
An der Brücke bei Streda, im Hintergrund der Bergüner Stein
Blick von Crestas da Buel hinunter auf Bergün
Der Bahnhof von Preda mit dem Piz Ela im Hintergrund
Auf der Albula-Passhöhe
Am Beginn vom Albula-Trail auf der Passhöhe
Blick vom Albula-Trail zurück zur Passhöhe
Unterwegs auf dem Albula-Trail
Unterwegs auf dem Albula-Trail
Die Alp Alesch auf der anderen Talseite
Erster Blick auf La Punt im Engadin
Unterwegs auf dem Albula-Trail
Am Ende vom Albula-Trail
Erneuter Aufstieg aus dem Talkessel zum Albulapass
Letzter Blick auf La Punt
Auf dem Weg zum Albulapass
Auf dem Weg zum Albulapass
Auf dem Weg zum Albulapass
Die Passhöhe in Sichtweite
Abfahrt unter dem Igl Compass
Auf dem Trail nach Crap Alv
Auf dem Trail nach Crap Alv
Der Singletrail quert mehrere Geröllhänge
Der Singletrail quert mehrere Geröllhänge
Crap Alv in Sichtweite
Blick vom Trail hinüber zu Dschimels und Passstrasse
Beim Wasserfall von Funtauna Fregda
Fahren oder doch lieber tragen?
Letzter Blick zurück in Richtung Pass
Der Lai da Palpuogna
Im Aufstieg von Bergün nach Crestas da Buel
Fahrt von Bellaluna nach Filisur
Von unten muss man am Ende wieder nach dort oben hinkommen