Gonzen und Palfris
Ausgangspunkt
Bad Ragaz.
Tourdaten
- Weglänge: 62.4 km
- Höhendifferenz: ↑↓ 1860 Hm
Routenbeschreibung
Dies war meine dritte Ausgabe der Rundtour über die Hänge von Palfris hoch über Sargans und Flums (siehe die erste Tour von 2019 und die zweite Tour vor kurzem). Nachdem es neulich mit dem Gravelbike so gut geklappt hatte (mit Ausnahme der nicht so eleganten Abfahrt über den Weidesumpf der Alp Castilu), fasste ich diesmal wieder Mut und beschloss als Herausforderung, den langen und zähen Aufstieg aus dem Rheintal nach Palfris wie vor fünf Jahren mit dem viel schwereren Mountainbike in Angriff zu nehmen.
Um daneben für noch mehr Abwechslung zu sorgen, wollten wir die Tour heute auch noch mit der erstmaligen Besteigung des Gonzen erweitern, an dem ich bisher immer nur kräftesparend vorbeigefahren bin. Auch bei der Abfahrt ins Tal hofften wir, dass uns ein bisher noch unerprobter Waldtrail nach Ragnatsch anstelle der üblichen Strasse nach Berschis mehr Aufregung bescheren würde.
Von Bad Ragaz nach Trübbach
Da wir von Bad Ragaz aus starteten, verlängerte sich der gewohnte Routenverlauf (mit Start in Azmoos) diesmal um einige Kilometer. Auf dem Hinweg fuhren wir auf dem Uferweg am Rhein entlang nach Trübbach und wurden dabei Zeugen eines eindrücklichen Naturschauspiels. Im südlichen Rheintal und Sarganserland herrschte wolkenlos blauer Himmel und strahlender Sonnenschein, während nördlich davon eine dichte Nebeldecke bis hin zum Bodensee das Flachland überlagerte. Die Nebelsuppe wurde vom Fläscher Berg zwischeh Sargans und Balzers zurückgehalten. Immer wieder schwappten jedoch einzelne Nebelschwaden nach Sargans über wie Trockeneis, das über einen Tellerrand kriecht. Je mehr wir uns Trübbach näherten, desto mehr kamen wir in dieses Wechselspiel zwischen Sonne und Wolken, die malerisch über dem Rhein lagen.
Von Trübbach zu den Rieterhütten
In Trübbach teilte sich der Weg in die Strasse nach Azmoos, von wo aus ich bis anhin immer in weiten Schleifen nach Palfris aufgestiegen bin, und einer direkteren (und damit auch steileren) Abkürzung auf einem Feldweg, der 200 Höhenmeter weiter oben wieder in besagte Strasse nach Palfris einmündete. Der Übergang vom flachen Rheinuferweg zum happigen Anstieg auf Schotter kam für mich etwas abrupt. Schwitzend mühte ich mich nach diesem Kaltstart über die Nebelgrenze hinauf und war froh, als die asphaltierte und weniger ansteigende Strasse erreicht war. Das nächste Mal würde ich wohl lieber wieder die bequemere Variante über Azmoos wählen.
Danach ging es weiter wie gewohnt in vielen Kurven durch den Wald aufwärts in Richtung „Chamm”, dem Sattel zwischen Gonzen und Gauschla und Übergang nach Palfris. Diesmal allerdings mit dem Ausblick auf den sich bis zum Horizont erstreckenden Bodennebel im Rheintal, der auch am Mittag keine Anstalten machte, sich aufzulösen. Auf 1363m erreichten wir die Abbiegung zum Scheidweg, der um mehrere Geländekanten herum zu den Rieterhütten auf der Alp Riet nördlich vom Gonzen führte. Hier liessen wir unsere Bikes zurück und machten uns zu Fuss auf den Weiterweg zum Gipfel.
Besteigung des Gonzen
Wir stiegen zunächst bis zur Hütte bei Folla auf, wo der Alpweg in einen Wanderweg zum Gipfel des Gonzen überging. Auf steilen Weiden, später in einem lichten Wald und durch dichtes Gebüsch führte der ausgetretene und ziemlich schlammige Pfad zum höchsten Punkt hinauf. Wir waren hier bei weitem nicht die Einzigen; der Gonzen war ganz klar ein beliebtes Wanderziel (und vermutlich der Hausberg vieler Bewohner aus Sargans und Umgebung).
Das Gipfelkreuz stand auf einem kleinen Grasplateau, das nach Süden hin jäh und fast senkrecht abbrach. Man stand hier buchstäblich am Rand vom Abgrund. Die Aussicht war schwindelerregend und faszinierend zugleich. Unter den Schuhspitzen konnte man Sargans, die Industriegebiete von Mels, die Parkplätze und die Autobahnen sehen, auf denen die Autos im Sonnenlicht wie kleine Wasserperlen glitzerten. An den Hängen gegenüber waren das Weisstannental und die Flumserberge zu erkennen. Am Gipfel wehte ein kräftiger, frischer Wind. Da uns der Tiefblick etwas unheimlich vorkam, blieben wir nicht lange und machten uns bald wieder vorsichtig auf den Abstieg über den rutschigen Pfad nach Folla und zurück zu unseren Bikes bei den Rieterhütten.
Mühsamer Aufstieg zum Chamm
Wir hatten zunächst überlegt, auf dem Hinweg bis zur Strasse zum Palfris zurück und von dort aus zum Übergang beim Chamm zu fahren. Dies hätte allerdings einen Höhenverlust und Wiederaufstieg zur folge gehabt, den wir gerne vermeiden wollten. Auf der Karte sahen wir, dass ein direkter und nicht allzu langer Wanderweg von den Rieterhütten hinauf zur Strasse nahe beim Chamm eingezeichnet war. Wir hielten dies für die bessere Wahl, zumal die erste Weghälfte von den Hütten aus sogar noch halbwegs fahrbar aussah.
Unsere Einschätzung bestätigte sich – bis wir ans Ende der ersten Weghälfte gelangten. Dort ging der bislang breite Wiesenpfad abrupt in einen verblockten und matschigen Weg über, der sich mit abrupten Steigungswechseln dem Hang entlang zum Chamm hinauf zog. Zu allem Überfluss war dies auch noch ein Sumpfgebiet, sodass immer wieder schmale Holzstege über grosse Schlammtümpel mit den Bikes unter den Armen balancierend zu überschreiten waren. Nur selten waren Weg und Steg breit genug, um das Bike schieben zu können.
All dies artete in der Folge zu einem veritablen Kraftausdauerakt mit Stossen, Zerren, Schieben, Tragen und vielen Verschnaufpausen aus. Wir waren heilfroh, als wir endlich beim Chamm am Strassenrand wieder auf festem Boden standen und unsere Räder wieder besteigen konnten.
Panoramafahrt über Palfris
Nach dem noch verbleibenden, kurzen Aufstieg auf den Übergang ins Palfris beim Chamm hatten wir den höchsten Punkt der Tour erreicht und der genussvolle Teil der Tour konnte beginnen. Mit dem herrlichen Panoramablick auf die gegenüberliegende Talseite mit den Flumserbergen zur Linken und den wild gezackten Gauschla mit seinen Nachbarn zur Rechten querten wir entspannt die Hänge des Palfris über Vorderpalfris und Stralrüfi bis nach Rietälpli.
Hier kamen wir erneut zur Schlüsselstelle der Tour: der Abfahrt über die Sumpfwiesen zur Alp Castilu. Was mir beim letzten Mal auf dem Gravelbike (zum Glück nicht wörtlich) Kopfzerbrechen bereitet hatte, war diesmal auf dem Mountainbike ein pures Vergnügen. Das Gelände war heute trockener als damals und zudem folgte ich strikt den Wanderwegmarkierungen statt davon abzuweichen. In der Tat ist der Wanderweg tatsächlich die beste Fahrlinie auf dem weiten Hang.
Abfahrt nach Ragnatsch
Nach der Alp Castilu begann die lange Abfahrt auf einem Schotterweg zur Sennisalp und von dort auf der kurvenreichen Strasse über die steilen Bergflanken ins Seeztal. Bisher war ich stets auf der Alptrasse bis an ihr Ende im Dorf Berschis gefahren. Heute wollten wir hingegen erstmals einen markierten Mountainbiketrail ausprobieren, der auf der Höhe von Forggels von der Strasse abzweigte und an mehreren Höfen vorbei zunächst leicht abfallend im Buechwald verschwand. Hier wurde es dann ernst: ein breiter, aber ziemlich verblockter und von dichtem Herbstlaub bedeckter Wanderweg führte steil zwischen den Bäumen hinab. Ich konnte ihn grösstenteils fahren, bei einigen Absätzen und Stellen mit nassem Laub und Felsen trug ich das Bike dann aber doch lieber.
Weiter unten mündete der Trail in eine Forststrasse ein. Wir hielten dies zunächst für das Ende der Abfahrt. Wenig später zweigte aber nochmals ein aufregender Trailabschnitt ab, hinter dem wir unten am Waldrand auf einem Industrieareal landeten. Nach kurzem Rätselraten fanden wir den nicht so offensichtlichen Ausgang aus der Anlage und erreichten die Hauptstrasse kurz vor Ragnatsch.
Rückkehr nach Bad Ragaz
Auf einem Radweg unterquerten wir die Autobahn und gelangten auf der schnurgeraden Radroute über das Plonserfeld nach Mels. Wir fuhren von hier nicht wie neulich über Wangs und Vilters nach Bad Ragaz, sondern wählten den Radweg durch die Wohnviertel und der Bahnlinie entlang nach Sargans. Durch die Unterführung beim Bahnhof gelangten wir auf die weiten Felder zwischen dem Autobahnkreuz Sarganserland und den Rheinufer. Auf einem Feldweg ging es über mehrere Kilometer hinweg erneut schnurgerade bis zum Bahnhof in Bad Ragaz und zum Ende unserer Rundfahrt.