Palfris-Runde mit Gravelbike

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Ausgangspunkt

Parkplatz beim Gemeindehaus von Azmoos.

Tourdaten

  • Weglänge: 46 km
  • Höhendifferenz: ↑↓ 1500 Hm

Routenbeschreibung

Schon fünf Jahre ist es her, seitdem ich letztmals (und erstmals) die Biketour 477 "Palfris-Panoramabike" auf der landschaftlich wunderschönen Hochebene von Palfris über Flums und Sargans unternahm. Vom damaligen Ausflug mit dem Mountainbike blieb mir vor allem in Erinnerung, dass (1) der Aufstieg steil und mühsam war, (2) die abschliessende Rückfahrt durchs Seeztal nach Sargans gefühlt ewig währte und (3) ein Abschnitt der Abfahrt über eine holprige Sumpfwiese mit Schlammpfützen und einem prekären Grashang hinab zum nächsten Fahrweg führte. Für (1) und (2) steht heutzutage mit dem Gravelbike eine erprobte Wunderwaffe bereit. Bleibt nur noch zu hoffen, dass sie (3) zusammen mit mir überstehen kann.

Von Azmoos nach Palfris

Der Start war wie beim ersten Mal schon beim Gemeindehaus in Azmoos, dessen Parkplatz erstaunlicherweise immer noch kostenlos ist. Wenig später am Dorfrand begann auch schon die Fahrstrasse nach Palfris mit einem Aufstieg von 1300 Höhenmetern am Stück. Ich fand bald einen Rhythmus, auf dem ich in gleichmässiger Steigung, meinen Gedanken nachhängend, Kurve um Kurve im Wald höher kurbelte. Durch die Bäume konnte ich erkennen, wie die Häuser im Tal immer kleiner wurden. Nach längerer Zeit und überzeugt, den grössten Teil bei der Fahrdauer und Höhe nun geschafft zu haben, schaute ich auf meinen Bikecomputer – zu meiner Überraschung hatte ich erst einen Drittel des Aufstiegs bewältigt.

Etwas ernüchtert ging es weiter im gleichen Stil. Weiter oben tauchten erstmals die Felswände vom Girenspitz hinter den Bäumen auf. Daran konnte ich mich noch gut erinnern, wie auch an einen steilen Aufschwung, den ich gerade noch im Stehen überwinden konnte. Vergessen hatte ich allerdings völlig, dass dies nur der erste von mehreren noch folgenden, kurzen aber heftigen Steilstücken auf der Strasse sein würde.

Bald darauf hatte ich aber wirklich das Gröbste hinter mir und fuhr an der Waldgrenze auf die offenen Hänge zwischen Gonzen und Gauschla hinaus. Aus dieser Perspektive erscheint der Gonzen, der mit seinen senkrechten Felswänden beeindruckend über Sargans und dem Rheintal thront, nur noch als Hügel am Ende der geneigten Weideflächen der Alp Riet. Nach einer flachen Strecke folgte dann nochmals ein Aufstieg mit schönem Ausblick auf die schroffen Gipfel von Gauschla und Girenspitz, bis ich am Chamm den höchsten Punkt der Tour und den Übergang zum Palfris erreichte.

Von Palfris nach Rietälpli

Die folgende Fahrt über die Weidehänge des Palfris führte in schönem Auf und Ab an der Bergstation der Seilbahn Ragnatsch-Palfris (die wir auch schon für eine Wanderung zum Alvier benutzt hatten), anschliessend am belebten Gasthaus Vorderpalfris und an zahlreichen Wanderern vorbei zum Gasthaus Stralrüfi. Um eine Ecke und eine kurze Steigung hoch fuhr ich sodann zum Rietälpli, hinter der die mit Bangen erwartete Schlüsselstelle der Tour (für Gravelbike-Fahrer) lag. Ich hielt hier an und liess für grösstmögliche Bodenhaftung den maximal noch vertretbaren Luftdruck aus meinen fast profillosen Reifen entweichen, während eine Gruppe von älteren Mountainbikefahrern mit sichtlich irritierten Blicken auf mein Gravelbike an mir vorbeifuhr.

Die Sumpfwiese von Alp Castilu

Zunächst ging es auf einem Graspfad auf der noch trockenen, sanft geneigten Wiese bergab. Bald schon wurde es aber steiler, holpriger und das Sumpfgebiet begann. Hier hatte ich die Mountainbikefahrer von vorhin bereits wieder eingeholt. Dies passte mir überhaupt nicht, da ich nun den waghalsigsten Teil der Strecke auch noch mit Zuschauern absolvieren musste.

In holpriger Fahrt ruckelte ich schweissgebadet und wie auf Eiern balancierend inmitten der inzwischen weit gestreckten Gruppe über hohe Graspolster, durch stehende Pfützen und schlammige Bachläufe hinweg, in ständigem Gebet dass ich nicht ausgerechnet hier steckenbleiben und mit den Füssen oder gar mit dem Hintern im knöcheltiefen Morast landen möge. Ich wurde erhört und schloss tatsächlich zu den Anführern auf, die am Rand eines Geländeabsatzes auf den Rest der Gruppe warteten. Von hier aus ging es in durch steinige, tiefe Furchen im Gras in der Falllinie abwärts. Anfangs ging das gerade noch gut, auf halber Höhe verpasste ich aber die Ideallinie und war gezwungen, auf löchrigen Viehgängen dem Hang entlang zu fahren, bis sich die nächste halbwegs ungefährliche Gelegenheit zum Einlenken in die Falllinie ergab. Ich rechnete jeden Moment damit, mit den Reifen bei der Querung am Hang seitlich abzurutschen, was erstaunlicherweise aber nicht passierte. Bergab fuhr ich dann aber prompt auf einen Stein auf und erlebte um ein Haar den befürchteten „Over the Bar”-Moment. Mit unglaublicher, reflexartiger Sprung- und Stolperakrobatik konnte ich mich aber gerade noch vor der Niederlage durch technischen K.O. retten. Zum Glück war ich zudem dank der Querung inzwischen um eine Geländeecke und damit ausser Sichtweite der nun weit hinter mir liegenden Gruppe geraten.

Der Hang mündete gleich darauf bei der Hütte der Alp Castilu in einen Schotterweg ein und der Spuk nahm ein Ende. Hier konnte ich erleichtert wieder Gas geben und gelangte in sehr schöner, zügiger Fahrt über Schwamm und Trosboden zum Berggasthaus Sennisalp. Nun stand die sehr lange und kurvenreiche Abfahrt auf der Alpstrasse durch den Schindlenwald bis ins Tal nach Flums bevor. Wegen nassem Herbstlaub und möglichem Gegenverkehr nahm ich es hier relativ gemütlich. Zudem zwangen die herrlichen Ausblicke zwischen den Baumlücken auf den Walensee, die Churfirsten und die Flumserberge unterwegs immer wieder zum Anhalten. Bald verbreiterte sich die Strasse und über schöne Waldlichtungen erreichte ich das Dorf Berschis vor Flums.

Rückfahrt nach Azmoos

Der schönste Teil der Tour lag nun hinter mir und es verblieb nur noch die Rückfahrt durch das Seeztal nach Sargans und weiter zum Ausgangspunkt in Azmoos. Dieser topfebene und landschaftlich etwas monotone Abschnitt, der mir beim letzten Mal noch endlos vorgekommen war, verwandelte sich dank der heutigen Föhnlage aber in eine relativ kurzweilige Angelegenheit. Mit dem Föhnwind vom Walensee im Rücken erreichte ich streckenweise fast 38 Stundenkilometer auf dem langgezogenen Radweg und ehe ich es mir versah, tauchten auch schon die ersten Häuser von Sargans auf. Von dort verblieben dann nur noch wenige geruhsame Kilometer der Bahnlinie entlang nach Trübbach und Azmoos.

Fotos

Blick auf das Rheintal am Anfang des Aufstiegs
Der Maziferchopf über Trübbach
Triesenberg und die Liechtensteiner Berge bei Malbun
Rheintal und Fläscher Berg
Unterwegs auf der Waldstrasse nach Palfris
Der Ostgrat des Girenspitz
Blick auf den Girenspitz
Über der Waldgrenze bei Elabria
Das Rheintal und angrenzende Liechtenstein
Gauschla und Girenspitz
Blick über die Alp Riet zum Gonzen
Vor dem höchsten Punkt der Strasse nach Palfris
Die weiten Hänge des Palfris
Gonzen mit Weisstannental im Hintergrund
Alvier und Gauschla mit dem 'Chemi' dazwischen
Blick auf den Walensee
Die Gipfelkette westlich vom Alvier
Alvier und Gauschla vom Rietälpli aus gesehen
Abfahrt über Wiesen zur Alp Castilu
Bei der Alp Castilu
Immer wieder Tiefblicke auf den Walensee
Unterwegs nach Sennisalp
Die gegenüberliegende Hänge der Flumserberge
Unterwegs nach Sennisalp
Bei der Alphütte Trosboden
Blick auf die zurückliegende Abfahrt zur Alp Castilu
Hütten bei der Sennisalp und Flumserberge dahinter
Herbstliche Laubwälder
Auf der Abfahrt nach Flums
Auf der Abfahrt nach Flums
Walensee und Churfirsten
Blick auf die Churfirsten
Das dunstige Seeztal bei Flums
Auf der Abfahrt nach Flums
Im Seeztal auf der Ebene angelangt
Blick hinauf zum Gonzen bei Sargans
Auf dem Radweg von Sargans nach Trübbach