Von Salouf auf den Piz Settember
Ausgangspunkt
Salouf, Parkplatz beim Schulhaus.
Tourdaten
- Weglänge: 35 km
- Höhendifferenz: ↑↓ 1660 Hm
Routenbeschreibung
Vor kurzem erst waren wir auf einer kleinen Herbstwanderung nach Radons unterwegs und hatten die verschiedenen Gipfel und Täler in der Gegend um das Val Curtegns bestaunt. Einen dieser Gipfel wollte ich mir heute näher anschauen. Meine Wahl fiel auf dem Piz Settember, der am einfachsten von der Alp Schmorra aus erreicht werden kann. Zu dieser führt wiederum ein Alpweg von Radons hoch. Ich hoffte daher, die lange Wegstrecke aus dem Tal bis zur Alp Schmorra zeitsparend mit dem Mountainbike zurücklegen zu können, sodass es von dort bis zum Gipfel des Piz Settember zu Fuss nicht mehr allzu weit sein würde.
Von Salouf nach Radons
Der offensichtliche Anfahrtsweg nach Radons wäre die offizielle Bikeroute von Savognin aus gewesen. Beim Blick auf die Karte kam ich aber zum Ergebnis, dass eine Anfahrt vom scheinbar weiter entfernten Salouf aus genauso lang und wegen des überwiegenden Strassenanteils zudem schneller zu bewerkstelligen wäre. Ich beschloss also, von Salouf aus nach Radons zu fahren, den Rückweg aber auf den Biketrails nach Savognin zurückzulegen und zum Schluss von Savognin zurück nach Salouf zu fahren.
Von Salouf aus fuhr ich über Parsonz nach Tigignas. Die meisten steileren Stücke waren auf diesem Teilstück zu überwinden und hinter Tigignas nahm die Steigung nach Radons dann wesentlich ab. Ich fuhr hier relativ gemütlich, um meine Kräfte für den zu erwartenden sehr anstrengenden Aufstieg von Radons zur Alp Schmorra zu sparen. Das Wetter war bewölkt und angenehm frisch. Nach meinem letzten Stand vom Morgen war heute auch kein Niederschlag zu erwarten.
Von Radons zur Alp Schmorra
Bei Radons begann der steile Schotterweg zur Alp Schmorra. In Tourenberichten hatte ich schon gelesen, wie man das Bike stellenweise bis zur Alp schieben müsse. Meine Berechnung der Durchschnittsteigung lag zwar bei rund 12% und damit im grundsätzlich fahrbaren Bereich, dies muss aber erfahrungsgemäss nichts heissen – ausschlaggebend in der Praxis ist vor allem der Untergrund und ob kurze, aber heftige Zwischenanstiege schlussendlich zum Absteigen zwingen. Ich fuhr der Alp Schmorra meterweise entgegen und beobachtete mit zunehmender Unruhe, wie die Entfernung zur Alp schneller abnahm als der verbleibende Höhenunterschied. Die befürchteten Steilstücke gab es dann tatsächlich, sie waren aber zum Glück kurz genug und von flacheren Abschnitten gefolgt, sodass ich nie völlig ausser Atem geriet. Ich erreichte die Alp Schmorra also durchgehend im Sattel, das war soweit die gute Nachricht.
Die schlechte Nachricht war, dass es schon bald hinter Radons anfing, leicht zu tröpfeln. Ich dachte mir zunächst nichts weiter dabei, konnte aber spätestens auf halber Höhe nicht mehr verdrängen, dass die Tropfen inzwischen entgegen jeglicher Wetterprognose in ernstzunehmenden strömenden Regen übergegangen waren. Ich überlegte mir schon, die Tour abzubrechen. Da ich aber von innen her bereits durchs Schwitzen nass war und beim bergauf kurbeln im Moment noch ausreichend Hitze erzeugte, beschloss ich, die zunehmende Nässe bis zur Alp Schmorra zu ignorieren und die Lage dort im Schutz der Alphütte neu zu beurteilen.
Bei der Alp Schmorra ergab ein Blick auf das Satellitenbild im Handy, dass ich gerade in einer Regenfront über Savognin steckte, die aber in einer halben Stunde weitergezogen sein sollte. Ich entschied daher, das Abflauen des Niederschlags unter dem Vordach der Hütte auszusitzen und in der Zwischenzeit einige nützliche Dinge wie Kleiderwechsel usw. zu erledigen: Tatsächlich liess der Regen mit der Zeit nach. Als nichts mehr zu hören war, wagte ich mich unter dem Dach hervor und machte mich auf den Weiterweg zum Piz Settember.
Von der Alp Schmorra zum Piz Settember
Die „offiziellen” Anstiege zum Gipfel verliefen über den Nord- und den Südgrat, beide weglos. Derjenige von Norden war mit T5 bewertet und schien mir bei diesen Verhältnissen zu gewagt zu sein. Der Aufstieg von Süden war gemäss Berichten etwas einfacher und lag zudem näher bei der Hütte.
Ich stieg also von der Alp Schmorra zunächst nach Westen in der Falllinie die Grashänge empor. An einem Plateau bei P.2393 vorbei steuerte ich den tiefsten Punkt des Südgrats an (P.2569). Das Gras war trotz Nässe erstaunlich gut zu begehen (oder hatte ich diesmal einfach vorahnend die besseren Schuhe angezogen als neulich am rutschigen Vilan?) Weiter oben war das Gelände allerdings mit Blockgeröll durchsetzt, was mir auf Dauer etwas mühsam vorkam. Ich wich deshalb bald einmal nach rechts aus, um im Gras zu bleiben und stieg in der Südostflanke des Piz Settember in Richtung Gipfel.
Mit zunehmender Höhe wurde das Gelände immer steiler. Als die nassen Graspolster anfingen, beim Gehen meine Oberschenkel zu streifen, hielt ich inne und schaute etwas beunruhigt in die Tiefe. Das Gras war aber gut gestuft mit ständigen Absätzen und Tritten, zudem konnte ich nicht mehr weit vom höchsten Punkt entfernt sein. Tatsächlich nahm die Hangneigung wenig später deutlich ab und ein Steinmann tauchte auf dem höchsten Punkt auf.
Vom Gipfel aus hatte ich einen beeindruckenden Rundblick auf die benachbarten, bereits tief verschneiten Gipfel vom Piz Alv und Piz Grisch, das abweisende Felsmassiv von Piz Arblasch und Piz Forbesch und die Hänge vom Piz Mez und Piz Martegnas bei Radons. Am meisten beeindruckte mich aber der Tiefblick über die Alp Mos hinweg nach Westen. Weit hinten konnte ich nämlich tatsächlich den Sufner See und Sufers erkennen sowie einen Teil unserer Biketour über den Lai da Vons nach Sufers. Wenn man von der Alp Schmorras über den Pas da Schmorras zur Alp Mos absteigen würde, würde man am Ende tatsächlich auch in Innerferrera herauskommen.
Ich stieg noch ein paar Schritte zum Nordgrat weiter. Dieser schien wie beschrieben tatsächlich sehr exponiert zu sein. Der Berg brach auf der linken Seite vom Grat in eine senkrechte Felswand ab. Dahinter war der Pas da Schmorras zu erkennen sowie ein unbenannter, malerisch türkisblauer kleiner Bergsee. Nach Süden konnte man hingegen den ganzen Südgrat bis zum Sattel bei P.2569 einsehen und ich beschloss, über diese im Aufstieg verschmähte Route abzusteigen.
Abstieg über den Südgrat zur Alp Schmorra
Der Südgrat war im oberen Teil mit mehreren kleinen Felsabsätzen und -aufschwüngen sowie mit losem Geröll und herumliegenden nassen Steinplatten durchsetzt. Ich stieg entweder direkt auf dem Grat ab oder umging die Felsen links auf guten Absätzen im steilen Grashang. Wegspuren waren stellenweise erkennbar, die Route war aber allgemein weglos. Bald hatte ich den felsigen Gipfelbereich hinter mich gelassen, der Südgrat wurde etwas breiter und flacher. Kurz vor dem Sattel bog ich nach links ins Geröllfeld ab, das ich beim Aufstieg gemieden hatte. An dessen unterem Auslauf kam ich wieder auf meinen Aufstiegsweg zurück und folgte diesem bis zur Alp Schmorras und meinem Bike.
Rückfahrt nach Savognin und Salouf
Die Abfahrt war ein rasantes Vergnügen zunächst auf dem Alpweg nach Radons, dann über die weite Hochebene des Val Curtegns und schliesslich durch herrlich gelb leuchtende Lärchenwälder nach Savognin. Hier folgte ich der markierten Mountainbikeabfahrt, was angesichts der Nässe bis zum Dorf in eine ziemliche Schlammschlacht ausartete. Die paar erschreckten Wanderer im unteren Teil schienen mich jedenfalls bereits für einen Waldschrat zu halten.
Bei der Rückfahrt von Savognin am Badesee vorbei zurück nach Salouf war nochmals ein letzter Anstieg zu bewältigen, den ich von früheren Touren aber bereits zu Genüge kannte. Inzwischen war die Sonne hervorgekommen und bei ziemlich blauem Himmel trat ich dann schlammbedeckt, aber glücklich die Heimfahrt an.