Von Bad Ragaz auf den Vilan
Ausgangspunkt
Bad Ragaz, Parkplatz Schlossstrasse.
Tourdaten
- Weglänge: 35 km
- Höhendifferenz: ↑↓ 1950 Hm
Routenbeschreibung
Aus dem Rheintal erscheint der Vilan bei Maienfeld als markanter und weithin sichtbarer Gipfel. Ich hatte diesen Berg schon lange auf meiner Liste, bisherige Anläufe scheiterten jedoch stets an Logistik, Aufwand und Zeit. Vom Rheintal bis zum Gipfel sind nämlich fast 2000 Höhenmeter und eine beträchtliche Wegstrecke zu überwinden, zu der man noch die Anfahrt nach Maienfeld rechnen muss. Die Besteigung lässt sich zwar beträchtlich mit der rustikalen Älplibahn von Malans aus abkürzen. Die sehr begrenzte Kapazität dieser kleinen Gondelbahn erfordert allerdings eine frühzeitige Reservation, die sich nicht so gut mit meinen undisziplinierten Last Minute-Planungsgewohnheiten verträgt.
Vor einiger Zeit hatte ich realisiert, dass noch eine weitere Alternative existieren würde. Eine (hoffentlich) durchgehend mit dem Bike befahrbare Alpstrasse führt nämlich von Jenins im Rheintal bis hinauf auf zu den Jeninser und Maienfelder Alpen auf fast 2000m. Von dort müsste man dann nur noch die letzten 400 Höhenmeter zum Gipfel zu Fuss überwinden.
Von Bad Ragaz nach Jenins
Ich startete einmal mehr in Bad Ragaz. Dies gab mir Gelegenheit, mich auf dem Weg durch Maienfeld und Jenins schon einmal für den bevorstehenden Aufstieg auf der Alpstrasse aufzuwärmen. Im Dorfzentrum von Jenins nahm die Steigung dann zu und kurz darauf erreicht ich bei der „Mühle” den Waldrand und den Anfang der Alpstrasse.
Unterwegs zu den Jeninser Alpen
Auf dem nun folgenden „Hillclimb” von Jenins ins Alpgebiet waren 1300 Höhenmeter am Stück zu überwinden. Einige Abschnitte waren asphaltiert, der grösste Teil der Strecke war jedoch ein Schotterweg. Schon vom ersten Meter an ging es steil und atemberaubend zur Sache. Unterwegs kam ich bei der Burgruine Neu Aspermont vorbei, für die ich jedoch in angestrengter Atmung nur einen kurzen Seitenblick übrig hatte. Erst bei Untersäss gab es auf einer in vielen Kurven gewundenen, daher etwas weniger steiler und zudem wieder asphaltierten Teilstrecke eine vorübergehende Gelegenheit zum Durchatmen, bevor es in Richtung Mittelsäss dann wieder holprig und steiler wurde.
Bei Mittelsäss waren dann schon die ersten Wanderer zu erkennen, die sich offenbar vom Vilan her kommend wieder auf dem Rückweg zur Bergstation der Älplibahn befanden. Das Ende der Bikestrecke war nun nicht mehr weit. Kurze Zeit später erreichte ich bei Chrüzboda eine Hochebene, auf der der Alpweg bis zum höchsten Punkt bei Obersäss führte. Hier stand eine Hütte, bei der ich vom Bike abstieg und mich für den Fussmarsch zum Vilan bereit machte. Von diesem Übergang aus hatte man auch erstmals einen spektakulären Ausblick auf die Berge an der Grenze zu Österreich, insbesondere auf die Schesaplana.
Gipfelaufstieg zum Vilan
Der Aufstieg zum Vilan war auf einem nassen lehmigem Untergrund durchwegs sehr rutschig. Das vorsichtige Stochern und Trippeln der vom Gipfel entgegenkommenden Wanderer verhiess nichts Gutes, ebensowenig der Schreckensruf einer Frau, deren Begleiter sich gerade unfreiwillig im Matsch auf den Hosenboden gesetzt hatte. Auf den nassen Graspolstern neben dem Pfad kam man oft noch halbwegs durch, sofern dort nicht gerade auch noch Schneereste lagen. Unterwegs teilte sich der Weg in einen „steilen” blau-weiss markierten Bergweg und eine „weniger steile” rot-weiss markierte Alternative. Ich entschied mich angesichts der Wegverhältnisse für Letzteren und erreichte den Gipfel über den Grasgrat auf seiner linken Seite. Auf dem höchsten Punkt befand sich eine Sitzbank mit Gipfelbuch, von der aus man einen hervorragenden Ausblick auf das gesamte Rheintal von Chur bis zum Bodensee am Horizont geniessen konnte. Auch die schwierigeren Aufstiegsvarianten von Nordwesten und von Seewis im Südosten waren von hier aus gut erkennbar.
Die heute für das Rheintal vorhergesagte Föhnlage mit einem verhältnismässig warmen Wind beschränkte sich eindeutig nur auf das Tal. Hier in der Höhe wehte hingegen ein stürmischer und sehr kalter Wind, sodass ich nicht lange auf dem Gipfel verweilte und mich schnurstracks wieder im zweifelhaften Rutschgelände auf den Abstieg zum Bike begab. Vorsichtig wie alle anderen vor mir trippelte auch ich Schritt für Schritt den Hang hinunter, zum Glück allerdings ohne Schreckensrufe. Bald hatte ich mein Bike bei der Hütte am Obersäss wieder erreicht und ein paar Tümpel im sumpfigen Gelände erlaubten mir zudem noch, meine Schuhe vom angehäuften Schlamm zu befreien.
Abfahrt ins Rheintal
Auf der Fahrt hinunter nach Jenins querte ich noch hinüber zur Vorder Alp und wählte auch weiter unten noch eine andere Abzweigung auf der Alpstrasse, die ich (wegen ihrer Steilheit zum Glück) im Aufstieg links liegen gelassen hatte. Sehr abwechslungsreich ging es durch den herbstlich leuchtenden Wald hinunter und nach Jenins fuhr ich dann auf Umwegen über Maienfeld wieder nach Bad Ragaz zurück.
Insgesamt war der Aufstieg mit Bike als Alternative zur Älplibahn sehr anstrengend und langgezogen, erschliesst aber ein vielfältiges Wandergebiet mit noch weiteren denkbaren Zielen (z.B. die Seen im Fläscher Tal oder die Gipfel an der Landesgrenze zu Liechtenstein). Den nächsten Besuch würde ich aber sicher im Sommer planen, wenn das Gelände trockener ist.