Albulapass → Julierpass

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Tourdaten

  • Weglänge: 122 km
  • Höhendifferenz: ↑↓ 3260 Hm

Routenbeschreibung

Verknüpfung von zwei bereits bekannten Einzeltouren mit dem Gravelbike zu einer grossen Runde: erstens die inzwischen fast zur Routine gewordene Tour von Filisur über den Albulapass nach La Punt und St. Moritz, zweitens der neulich fürs Gravelbike entdeckte Weg mit hohem "Offroad-Anteil" von zuhause aus über Tiefencastel, Savognin, Bivio auf den Julierpass und weiter nach Silvaplana und St. Moritz – diese Strecke nun allerdings zum ersten Mal in der Gegenrichtung von St. Moritz aus.

Über den Albulapass

Von der Fahrt über den Albulapass gab es nichts Besonderes zu vermelden – ausser dass ich auf ein sonniges Wochenende mit sehr viel Verkehr auf zwei und auf vier Rädern traf. Wie üblich konnte ich mich beim Anblick der zahlreichen Rennradfahrer auf dem Weg zum Albulapass nicht zurückhalten, überholte dementsprechend ganze Gruppen von Radfahrern und hatte auf der Passhöhe wieder einmal mehr Energie verbraucht, als in Anbetracht der enormen verbleibenden Fahrstrecke ratsam gewesen wäre.

Die Abfahrt vom Albulapass nach La Punt war einmal mehr schön und kurzweilig, zeigte bei dieser für mich eher ungewohnten Verkehrsdichte aber auch ein Gefahrenschema auf, auf das ich mich in Zukunft vermehrt einstellen muss: entgegenkommende Radfahrer in Bergrichtung ziehen oftmals eine Schlange von Autos und Motorrädern hinter sich her, die sich dann irgendwann in einer Folge von hektischen Überholmanövern entlädt, vorzugsweise hinter einer für mich nicht einsehbaren Kurve und so, dass mir bei der Abfahrt frontal ein Auto auf meiner Spur entgegenkommt (oder noch besser: ein Auto, das gleichzeitig beim Überholen selber noch von einem Motorrad überholt wird). Nach wenigen Erlebnissen dieser Art hatte ich dann fürs Erste meine Lektion gelernt und bremste beim Anblick eines Radfahrers schon vom weitem gewaltig ab. So kam ich heil in La Punt an und versuchte dort auch gleichzeitig, eine bessere Umfahrungsvariante für die Kreuzung der Passstrasse mit der quer verlaufenden Kantonsstrasse im Dorfzentrum zu finden, die nur sehr schlecht und mit Spiegeln zu überblicken ist. Mein kleiner Umweg über den Bahnhof von La Punt und eine in die Kantonsstrasse einmündende Seitengasse führte allerdings zu keinem Erfolg: ich stand nun einfach 30 Meter von der Kreuzung entfernt weiter vorne an der Strasse an einer genauso unübersichtlichen Ecke.

Von La Punt nach Silvaplana

Im Engadin war die Luft deutlich kühler als noch im Albulatal und der Wind kam für einmal auch nicht von vorne. Die Fahrt auf dem Inn-Radweg der Inn entlang nach Punt Muragl war deshalb sehr angenehm und entspannt. Auch auf diesem Rad-, Wander- und Spazierweg waren sehr viele Leute unterwegs; der Campingplatz und die Grillplätze beim kleinen Lej da Gravatscha waren voll belegt. Bei Punt Muragl, wo sich die Radwege nach Pontresina, Celerina und St. Moritz trennen, fuhr ich in den Wald hinein und an vielen Spaziergängern vorbei zum Lej da Staz. Diesen Bergsee hatte ich bisher eigentlich nur idyllisch und ruhig daliegend in Erinnerung. Heute aber war reges Baden am Ufer mit Strandkörben, Restaurantbetrieb usw. im Gang, wie ich es bestenfalls aus städtischen Freibädern im Sommer kannte.

Hinter dem See bog ich dann auf einen Waldweg nach St. Moritz-Bad ab, kam dort kurz in Tuchfühlung mit den Wohnblöcken am Ortsrand und verschwand dann aber schon bald wieder im Wald in Richtung Silvaplana. Die Abfahrten beim letzten Mal auf diesem Teilstück verwandelten sich hier in einige kurze, knackige Anstiege, die mich im Hinblick auf den nahenden Julierpass wieder ein bisschen zuviel Kraft kosteten. In Silvaplana überquerte ich die Landbrücke über den See, fuhr in das Dorfzentrum hinauf und über einen für Autos gesperrten Abschnitt zur Einmündung in die Julierpassstrasse hinauf.

Über den Julierpass nach Bivio

Mit schon etwas müden Beinen nahm ich die Steigung zum Julierpass in Angriff. Der Aufstieg von Silvaplana zum Pass erschien glücklicherweise nicht ganz so anstrengend wie in der anderen Richtung von Bivio her. Nach den ersten Serpentinen folgten bis zur Passhöhe langgezogene, flache Abschnitte. Eine Radfahrerin bewegte sich als rosaroter Fixpunkt ständig etwa 500m vor mir und war unmöglich einzuholen, da meine Durchschnittsgeschwindigkeit im Vergleich zum Albulapass inzwischen ziemlich nachgelassen hatte. Bis zur Passhöhe konnte ich den Abstand noch auf 200m verkürzen, danach war sie verschwunden (ein Effekt, das ich auch vom Indoor-Radtraining her kenne: wenn man die Avatare nicht bis zum Ende der Steigung einholen kann, sind sie weg).

Der Verkehr über den Julierpass war noch dichter als auf dem Albulapass. Ich hatte die Tour eigentlich in der Überzeugung geplant, dass der Grossteil des Urlauberverkehrs sich heute von Bivio her zur Anreise ins Engadin bewegen würde. Wenn ich gewusst hätte, wie falsch ich mit dieser Annahme lag, hätte ich mir die Tour wahrscheinlich von Beginn weg für einen anderen Tag vorgenommen. Sehr schön allerdings die Ausblicke von unterwegs, besonders auf den Aufstieg zum Piz Julier, den unteren Teil meiner Skitour zum Piz Lagrev und das Val d'Agnel am Anfang der Tour zum Piz Surgonda und mit dem zu Fuss bestiegenen Piz d'Agnel am Horizont.

Auf der Abfahrt dann erneut die schon vom Albulapass her bekannten Situationen, diesmal an einer Stelle noch mit einer Steigerung: freilaufende Kühe auf der Passstrasse, fuchtelnde Bauern, wild bremsende Autos und allgemeines Chaos. Danach ging es aber zügig weiter nach Bivio, wo ich endlich von der Strasse abbiegen und erneut in den Wald verschwinden konnte.

Von Bivio über Savognin nach Hause

Abseits vom Verkehr wurde es auf einen Schlag still. Das erste Teilstück bis zum Marmorera-Stausee verlief in leichtem Auf und Ab unter schattenspendenden Bäumen. Beim Dorf Marmorera dann eine herrliche Aussicht über die Hausdächer auf den türkisblauen Stausee, die man natürlich beim Aufstieg in die Gegenrichtung so nicht hat. Beim Brunnen am kleinen Friedhof konnte ich Wasser nachfüllen. Danach ging es für eine kurze Strecke wieder auf der Durchgangsstrasse am Stausee entlang bis zu seinem Ende bei Scalotta, wo ich erneut abbiegen und abseits der Strasse durch den Wald hinunter bis nach Rona fahren konnte. Ganz so einfach liess sich dieser Teilabschnitt aber nicht bewältigen. Zum einen ging es zunächst bergauf bis zur Einmündung des Wegs in die Alpstrasse von Sur nach Alp Flix. Auf dieser musste ein halber Kilometer in der Sonne überwunden werden, bis ich die Fortsetzung vom Waldweg wieder erreichte. Auch die lange Abfahrt von Pale Radonda nach Rona hatte es in sich: der Weg war relativ grob und von zahlreichen holprigen Holzschwellen durchsetzt, sodass ich ständig Vorsicht walten lassen musste und am Ende ziemlich durchgeschüttelt und mit verkrampften Schultern und Handgelenken in Rona ankam. Ich konnte die erneute Nachfüllpause am Dorfbrunnen aber etwas zum Entspannen nutzen.

Danach fuhr ich über die Hauptstrasse und am Campingplatz vorbei weiter nach Tinizong. Diesen Weg kannte ich schon von meinem kürzlichen Fotoausflug zum Irontrail Savognin und in rasanter Fahrt erreichte ich Tinizong und fuhr am Ufer der Gelgia entlang nach Savognin. Auch beim kleinen Badesee dort stiess ich auf ein wahres Getümmel und fröhliches Treiben. Hier hatte die Erholung für mich allerdings ein vorläufiges Ende, da hinter dem See dann erneut ein mühsamer Aufstieg nach Salouf und Mon bevorstand.

Von Mon fuhr ich schnell nach Tiefencastel hinunter, erreichte Surava auf der Strasse und fuhr wieder dem Waldweg am Ufer der Albula entlang nach Alvaneu Bad. Diesen ganzen Abschnitt sowie den nun folgenden, fast traditionellen Schlussanstieg nach Alvaneu Dorf und nach Hause erledigte ich – körperlich inzwischen auf "Reservebatterie" laufend – praktisch im Autopilot-Modus. An die letzten Kilometer dieser epischen Rundfahrt kann ich mich jedenfalls nicht mehr so genau im Detail erinnern, an die Dusche und das Nachtessen zuhause hingegen schon.

Fotos

Im Dorfzentrum von Bergün
Am Lai da Palpuogna
Blick auf Dschimels und Albulapass
Reges Zweiradtreiben auf der Albulapasshöhe
Abfahrt an der Alp Alesch vorbei nach La Punt
Blick zurück zum Albulapass
Ankunft in La Punt
Auf dem Inn-Radweg
Am Lej da Gravatscha bei Bever
Am Lej da Gravatscha bei Bever
Blick ins Val Bever
Celerina und Kirche San Gian
Hochsaison am Lej da Staz
Auf Waldwegen nach Silvaplana
Silvaplana am Fuss vom Julierpass
Der Aufstieg auf der Julierpassstrasse beginnt
Auf der Julierpassstrasse
Ankunft auf dem Julierpass
Letzter Blick zurück ins Engadin
Der Piz da las Coluonnas
La Veduta an der Passstrasse
Eingang zum Val d'Agnel
Kurven der Passstrasse nach Bivio
Abschied von der Strasse in Bivio
Auf Waldwegen nach Marmorera
Die Häuser von Marmorera über dem gleichnamigen Stausee
Einmündung in die Alpstrasse zur Alp Flix
Blick auf das Dorf Sur und den Marmorera-Stausee
Auf dem Waldweg nach Rona
Auf dem Waldweg nach Rona
Erster Blick auf Piz Mitgel und Tinzenhorn
Unterwegs nach Savognin
Am Ortsrand von Savognin
Savognin vom Aufstieg nach Salouf aus gesehen
Mons und der Piz Linard