Lej da Diavolezza → Lago Bianco
Ausgangspunkt
RhB-Haltestelle Bernina Diavolezza (Zuglinie St. Moritz-Tirano).
Tourdaten
- Weglänge: 10 km
- Höhendifferenz: ↑ 660 Hm ↓ 450 Hm
Routenbeschreibung
Im Unterland und bei uns war heisses Wetter bis zu 30°C angesagt. Auf der Suche nach Fluchtmöglichkeiten in kühlere Höhen fiel uns die Gegend um den Berninapass ein. Hier hatten wir vor Jahren schon einmal den Piz Lagalb im Herbst bestiegen. Gegenüber davon befinden sich die verschiedenen Gipfel der Diavolezza-Kette und die Gondelbahn zur Diavolezza, die wir noch nie besucht hatten.
Ursprünglich hatten wir eine Rundwanderung von der Diavolezza-Talstation zu den kleinen Bergseen Lej Pers und Lej da las Collinas geplant. Beim Versuch, dem allgemeinen Getümmel nach der Ankunft vor Ort möglichst schnell zu entfliehen, verpassten wir dann allerdings den richtigen Aufstiegsweg und landeten stattdessen auf der breiten Gerölltrasse, die praktisch in der Falllinie von der Talstation unter der Gondelbahn in Richtung Diavolezza führte. Wir fanden, dass wir weiter oben über einen Pfad immer noch auf die ursprüngliche Tour zurückfinden würden. Allerdings stiessen wir bei rund 2500m auf ausgedehnte Altschneefelder und erwischten auch diesen Pfad nicht. Sodann beschlossen wir, unseren ursprünglichen Plan fallenzulassen, stattdessen zum Lej da Diavolezza zu marschieren und von dort in die andere Richtung zum Berninapass abzusteigen.
Wir kamen auch mit dieser Planänderung nicht zu kurz. Der türkisblau schimmernde Lej da Diavolezza lag einsam am Fuss von gewaltigen Geröll- und Altschneefeldern und es wehte auch schon ein sehr intensiver kühler Wind, bei dem man schon fast wieder eine Jacke anziehen musste. Bei schneefreien Verhältnissen könnte man von hier aus weiter bis zur Bergstation der Diavolezza aufsteigen. Angesichts der überwiegend noch verschneiten Hänge über dem See kam dies für uns mit unseren Halb- und Turnschuhen heute allerdings nicht infrage, nachdem wir schon auf einigen flachen Schneefeldern unterhalb vom See ziemlich ins Rutschen kamen.
Vom See aus wanderten wir also weiter zur bereits schneefreien Kuppe bei P.2611, welche die Mulde vom Lej da Diavolezza vom benachbarten weiten Gebirgstal Val d'Arlas trennt. Der Abstieg in den Talboden und zum (noch von einem grossen Schneefeld überdeckten) Lej d'Arlas verlief über einen schönen Wanderweg in den Grashängen unterhalb des Sass Queder. Im Bewusstsein, dass sich unter der weiten Altschneedecke im Val d'Arlas ein kleiner See befand und die Wassermassen der Ova d'Arlas bereits mit hörbarem Rauschen an der Mündung aus dem Altschnee herausflossen, wollten wir das Schneefeld nach Möglichkeit umgehen und den Übergang zum anderen Hang stattdessen an der Bachmündung unterhalb vom Altschnee versuchen. Von weit oben sah dies nach einfachen Sprüngen über ein paar Steinblöcke im flachen Bachbett aus. Beim Näherkommen realisierten wir aber, dass die Steine weiter auseinanderlagen, als dies aus der Ferne schien. Zudem plätscherte die Ova d'Arlas alles andere als flach dahin, sondern strömte praktisch knietief schon mit einiger Mächtigkeit aus dem Schnee heraus.
Hier blieb uns also nichts anderes mehr übrig, als die Schuhe auszuziehen und die paar Meter barfuss durch das Wasser zu waten. Dies ging trotz dem rutschigen Untergrund gut. Allerdings genügte bei mir schon eine Minute in der eiskalten Strömung, um Zehen und Füsse völlig gefühllos werden zu lassen. Susanne folgte bald und hatte zum Glück ein Handtuch dabei, das sie ursprünglich für das eventuelle Baden im Bergsee eingepackt hatte. Somit konnten wir den Weiterweg am andern Ufer mit trockenen Füssen und Socken antreten.
Es ging nun dem Hang entlang noch über weitere Wasserläufe und kleine Sumpfgebiete. Wir konnten diese aber alle wie bisher mit mehr oder weniger ungelenken Sprüngen überqueren. Danach stiegen wir zum vielbegangenen Wander- und Radweg ab, der vom Berninahospiz talabwärts in Richtung Pontresina führt. An der Staumauer des Lago Bianco plätscherte das Wasser schon praktisch wie am Mittelmeer und in der Tat wies ein Hinweisschild auf der anderen Seite darauf hin, dass sich hier die Wasserscheide zwischen Adria und Schwarzem Meer befinden soll. Am Ostufer des Lago Bianco erreichten wir am Schluss die Bahnstation Ospizio Bernina und kehrten von dort wieder mit dem – im Schönwetter-Feierabendverkehr mit anderen Wanderern ziemlich überfüllten – Zug wieder zurück.