Trek (auf den) Madone

Ausgangspunkt
Contra oberhalb von Locarno.
Tourdaten
- Weglänge: 27.6 km
- Höhendifferenz: ↑↓ 1700 Hm
Routenbeschreibung
In unserem Bestreben, einige der Berggipfel im Umkreis von Locarno zu Fuss zu besteigen, fingen wir heute mit dem Madone an. Dieser wird auf den Landkarten widersprüchlich sowohl als „Madone” wie auch als „El Madómm” bezeichnet. Auf der Karte sind zudem gleich zwei Gipfelpunkte verzeichnet, wobei der Name wahlweise dem einen oder dem anderen zugeordnet ist. In den Routenbeschreibungen ist auch noch von einem stellenweise unklaren Wegverlauf die Rede und einige der Bergketten hingen heute ziemlich in den Wolken. Unsere Besteigungsversuch versprach also interessant zu werden.
Von Contra nach Mergoscia
Die von uns anvisierte Aufstiegsroute führte von Mergoscia über den „Ostgrat” auf den Madone. Wir begaben uns also wieder einmal mit unseren Bikes auf die Strasse von Contra nach Mergoscia, die wir bereits von unseren Ausflügen ins Verzascatal her kannten. Diesmal fuhren wir aber an der Abzweigung zum Wanderweg auf die Staumauer vorbei und weiter bis zum Eingang eines kilometerlangen Tunnels, der den Berg direkt nach Mergoscia unterquerte. Wir mussten ihn aber zum Glück nicht benutzen, sondern konnten auf der früheren, nunmehr für den Verkehr gesperrten Strasse dem Hang entlang zum Dorfeingang fahren. Diese Strecke war sehr malerisch, verlief grösstenteils durch den Wald und bot aber immer wieder Ausblicke auf den Lago di Vogorno unter uns.
In Mergoscia fuhren wir noch einige Kurven durchs Dorf weiter hoch, bis wir eine Sackgasse bei Mòtt erreichten. Hier kamen an einem Parkplatz Tragseile von mehreren kleinen Materialseilbahnen zusammen, die durch den Wald zu abgelegenen Hütten in allen Richtungen führten. Wir liessen unsere Bikes zurück und begannen auf einem Wanderweg den bereits ausgeschilderten Aufstieg in Richtung Madone.
Zum „Ostgrat” des Madone
Der Weg führte im Zickzack steil durch den Wald und an zahlreichen mehr oder weniger verfallenen Alphütten vorbei. Dieser Schein konnte jedoch trügen. Bei einem Ziegenstall versuchte ich, den verrosteten Riegel der Holzpforte zu öffnen und einen Blick ins Innere zu erhaschen. Dabei fiel mir das ganze desolate Schloss mitsamt Beschlägen zu Boden, sodass ich es irgendwie wieder an die Holzbalken befestigte und weiterging. Wenige Meter später knatterte es plötzlich aus dem Tal und ein Helikopter stieg unvermittelt hinter den Bäumen herauf. Während wir unseren Augen nicht trauten, setzte er tatsächlich genau neben jener Scheune zur Landung an, bei der ich eine Minute zuvor noch am Werk war. Wegen der kleinen Waldlichtung konnte er zwischen den Bäumen nur mit den Kufen am Rand der Stützmauer aufsetzen. Ein älteres Paar stieg aus und bewegte sich gebückt zur Hütte, während der Hubschrauber mit lautem Getöse wieder ins Tal entschwand. Wir hatten uns schon zuvor gewundert, ob diese Hütten überhaupt noch benutzt werden und wie ihre Besitzer sie wohl nur auf mühsamen Pfaden erreichen können. Aber der Linienflug aus der Luft scheint für einige von ihnen offenbar auch eine gangbare Alternative zu sein.
Bei einer grösseren Ansammlung von Hütten bei Porchèsg hatten wir dann die Waldgrenze verlassen und steuerten nun den langsam über uns erkennbaren Ostgrat des Madone an. Dies war kein eigentlicher Felsgrat, sondern mehrheitlich ein gebüsch- und felsdurchsetzter schmaler Grasrücken, der sich in mehreren Stufen und trügerisch als Gipfel erscheinenden Zwischenerhebungen zum eigentlichen Gipfel aufschwang. Wir stiegen lange auf dem Rücken empor, wobei wir einige weglose Buschzonen in der linken Flanke umgingen. In einigen Routenbeschreibungen wurde der Aufstieg als teils weglos und nicht einfach zu finden beschrieben, wir konnten aber durchwegs blauen, wenn auch teils verblichenden oder überwachsenen Markierungen folgen. Der Ausblick weitete sich zusehends und wir bekamen immer mehr vom Verzascatal und vom Lago Maggiore zu sehen. Auch Cima della Trosa und Cimetta, die wir am Folgetag noch besuchen würden, rückten als Nachbargipfel des Madone ins Blickfeld.
Am Gipfel des Madone
Wir kamen schlussendlich auf einem Sattel mit einem Wegweiser an, laut dem wir uns nun auf dem Madone befanden. Dies konnte aber unmöglich sein, da der Grasrücken dahinter noch weiter aufstieg. Wir hatten aber auch schon während geraumer Zeit feststellen müssen, dass das Wetter zunehmend ungemütlicher wurde, in der exponierten Lage hier ein heftiger Wind wehte und dichte Wolken sich uns langsam aus dem Verzascatal näherten. Wir stiegen aber trotzdem noch weiter bis zu einem ersten Gipfel mit einem Steinmann auf. Offenbar war dies der „Südgipfel”, denn etwas weiter entfernt war von hier aus noch ein zweiter, deutlich felsiger erscheinender Gipfel mit einem Gipfelkreuz sichtbar. Wir überlegten, auch noch dort hinüberzuqueren. Dies hätte uns allerdings geschätzt noch mindestens eine halbe Stunde hin und zurück gekostet, sodass wir angesichts von Wetter und Uhrzeit auf den Abstecher dorthin verzichteten und den Südgipfel zum offiziellen Endpunkt unserer Tour erklärten.
Abstieg nach Mergoscia und Rückkehr
Wir stiegen nicht auf dem Hinweg vom Madone ab, sondern in der windgeschützten Südseite des Ostgrats zur Alpe Rocca und von dort aus weiter zu den Hütten von Mota di Sopra und Bresciàdiga. Hier stiegen wir in den Wald ein und ich war froh, dass wir vorhin nicht noch allzuviel Zeit in der Gipfelzone verbracht hatten. Im dichten Wald wurde es in der aufkommenden Dämmerung nämlich zunehmend düster und tatsächlich verpassten wir unterwegs auch den richtigen Weg, ohne Konsequenzen allerdings. In Mergoscia erreichten wir wieder unsere Bikes und fuhren auf der schönen Strecke hoch über dem Lago di Vogorno zurück nach Contra.
Fotos



























































