Biketour Bad Ragaz → Alp Sardona
Wiederholung der Tour vom 19.03.2024 zur Staumauer vom Gigerwaldsee im Calfeisental, diesmal allerdings bei geöffneter Strasse und mit freier Weiterfahrt bis nach St. Martin am anderen Seeende und noch weiter zur Alp Sardona.
Ausgangspunkt
Bad Ragaz (Bikestation beim Casino).
Tourdaten
- Weglänge: 66 km
- Höhendifferenz: ↑↓ 1800 Hm
Routenbeschreibung
Nachdem immer höhere Gegenden in den Bergen im Verlauf des Frühlings wieder zugänglich wurden, wollten wir eine Biketour wiederholen, die ich vor zwei Monaten schon einmal im Ansatz rekognosziert hatte: die Fahrt von Bad Ragaz über Vättis ins Calfeisental zum Gigerwald-Stausee. Am südlichen Rand des Sees führt eine schmale Strasse zur alten Walsersiedlung St. Martin am anderen Ende vom See. Diese Strasse war bei meinem letzten Versuch noch unpassierbar und unter meterdickem Lawinenschnee begraben. Inzwischen war die ganze Strecke bis St. Martin jedoch geräumt und für den Ausflugsverkehr freigegeben worden.
Wir starteten also einmal mehr beim Casino in Bad Ragaz. Auf dem Vorplatz vom Casino hatte inzwischen eine (jeweils von Mai bis Oktober geöffnete) E-Bike-Verleihstation ihren Betrieb wieder aufgenommen. Hier hatten wir vor vielen Jahren für unsere damalige Gamidaur-Biketour ein E-Bike gemietet – ein weiterer schöner Ausflug im Sarganserland übrigens, den wir bei nächster Gelegenheit auch noch wiederholen wollen.
Mit einem E-Bike als Tempomacher und einem Gravelbike im Windschatten dicht dahinter überwanden wir die ersten Höhenmeter zum Dorf Pfäfers, idyllisch über Bad Ragaz und dem Rheintal gelegen. Die beste Aussicht auf beides hat man wahrscheinlich vom Aussichtspunkt Tabor am Ende einer Seitenstrasse kurz vor dem Dorfzentrum. Nach einem kurzen Abstecher dorthin ging es durchs Dorf weiter in Richtung Taminatal und Vättis.
Nach einem kurzen Aufstieg mit nachfolgender Abfahrt erreichten wir die Kraftwerkanlagen und die Staumauer am nördlichen Ende vom Mapraggsee. Beim letzten Mal fuhr ich einfach auf der Strasse dem See entlang weiter nach Vättis, da der Ufer- und Wanderweg am gegenüberliegenden Seeufer wegen Lawinengefahr vom Winter her noch gesperrt war. Jetzt war der Weg aber offen und so konnten wir den See und den rauschenden Tamina-Fluss mit Blick auf eindrückliche Felsschluchten abseits vom Verkehr geniessen.
Hinter dem südlichen Seeufer war der Weg dann zu Ende und wir legten ein weiteres Teilstück auf der Strasse zurück, bis sich bei Gaspus erneut eine Gelegenheit bot, auf Feldwege auszuweichen. Wir durchquerten sanfte Wiesenhänge, kamen an der Talstation der kleinen Gondelbahn zum Vättnerberg vorbei und erreichten bald den Ortseingang von Vättis. Hier folgten wir den Wegweisern ins Calfeisental und es begann der nächste Aufstieg in Richtung Gigerwaldsee.
Auf der – für einen Sonntag erstaunlich verkehrsarmen – Strasse zur Staumauer kamen wir am Restaurant Gigerwald vorbei. Von hier war die hoch aufragende Mauer in nicht mehr allzuweiter Entfernung erstmals zu sehen. Nach wenigen weiteren Kurven erreichten wir einen finsteren rund 200m langen Tunnel, der direkt auf die Mauerkrone führt. Beinahe hätte ich mir noch einen Sturz eingehandelt, als ich auf der nassen Strasse kurz in die seichte, wohl algenbewachsene Randrinne geriet und das Vorderrad sofort wie auf Eis wegrutschte. Zum Glück konnte ich einen Unfall gerade noch mit einer Akrobatikeinlage verhindern, während hinter mir schon das nächste Auto folgte.
Auf der Mauerkrone (wo beim letzten Mal Endstation für mich war), stauten sich diesmal Autos und Motorräder in der Sonne. Im Sommer ist dies nämlich ein Warteraum für den Verkehr, der nur im Stundentakt über die einspurige Strasse am südlichen Seeufer in Richtung St. Martin ans andere Seeende fahren kann, worauf die Ampelsteuerung dann wechselweise den Verkehr aus der Gegenrichtung freigibt. Wir kümmerten uns jedoch nicht gross darum und fuhren bei Rot geradewegs weiter, da die Strasse schliesslich auch für Wanderer der einzige Weg nach St. Martin und den Gasthäusern dort war. Mehrere Tunnels und Galerien schützten die Strasse vor den steilen Lawinenhänge und senkrechten Felswände des hoch über der Strasse aufragenden Panäragrats und der Ringelspitzkette. Diese waren etwas unangenehm zu befahren, da wiederum dunkel, nass und lang. Unterwegs waren aber zahlreiche Wasserfälle zu bestaunen. Wir erreichten zu guter Letzt die Holzhäuser der alten Walsersiedlung St. Martin und den grossen Autoparkplatz davor. Wie erwähnt war Sonntag, das Getümmel auf den Aussichtsterrassen der paar Restaurants dementsprechend beträchtlich und so hielten wir uns hier nur sehr kurz auf.
Von St. Martin aus führt eine Waldstrasse weiter nach Westen ins Tal hinein zur Alp Sardona. Hier endet die mit Bikes befahrbare Strecke und geht in einen Wanderweg zur noch weiter dahinter liegenden Sardonahütte SAC über. Wir beschlossen, den Aufstieg zur Alp Sardona zu versuchen. Die Strecke wies einige knackige Steigungen auf; wir konnten sie jedoch mit auf die Zunge beissen bzw. mit Hinaufschalten auf die nächsthöhere Motorstufe ohne Umfallen meistern und erreichten die Hütten der Alp Sardona. Die Alp befindet sich inmitten des weiten Talgrunds am Ende des Calfeisentals und ist von den hohen, noch schneebedeckten Felshängen vom Piz Sardona und seinen Nachbargipfeln umgeben. Die noch geschlossene Sardonahütte konnte wir von blossem Auge auf einem Felssattel hoch oben im verschneiten alpinen Gelände ausfindig machen.
Nach einigen Fotos und der Beschäftigung mit einer kuriosen weissen Alp-Katze machten wir uns auf den Rückweg zum Gigerwaldsee. Wir hatten das E-Bike bis 16.45 Uhr ausgeliehen; mittlerweile war erst früher Nachmittag und noch hatten wir Zeit im Überfluss. Dies sollte sich jedoch bald ändern, als ich einer vermeintlichen Abkürzung vom Forstweg weg auf einem Wanderweg folgen wollte. Dummerweise stellten wir erst auf halben Weg und nach einem Schwertransport von 24kg E-Bike durch zwei Personen über eine steile Abwärtspassage fest, dass der restliche Weg fast völlig abgerutscht war. Eine Umkehr zurück nach oben kam angesichts des gefühlt tonnenschweren E-Bikes nicht infrage, also entschieden wir uns nach kurzer Rekognoszierung zur Flucht nach vorne. Die Hauruck-Aktion in diese Richtung gestaltete sich im Endeffekt wohl nicht weniger schweisstreibend und zeitraubend, als es der Rückweg zum Forstweg gewesen wäre. Beides zudem mit Sicherheit weit anstrengender als die Überwindung vom kurzen Steilstück auf der Strasse, das ich mit der Abkürzung eigentlich vermeiden wollte. Als wir dann wieder auf dem richtigen Weg waren, war bereits viel Zeit vergangen und aus der Zeitreserve wurde langsam ein subtiler Zeitdruck, wenn wir es von dort oben bis Viertel vor fünf noch die ganze Strecke zurück nach Bad Ragaz schaffen wollten.
Nach weiterer holpriger Abfahrt über den Waldweg, der im Abstieg genauso steil zum Fahren war, wie er mir schon bei Aufstieg vorgekommen war, kamen wir dann wieder bei St. Martin an. Ohne weiteren Verzug fuhren wir zügig wieder auf der Uferstrasse durch alle Tunnels und Galerien zur Staumauer zurück. Dort folgten wir nicht der Strasse, sondern erneut einem Schotterweg für Baufahrzeuge, der bis dicht an den Fuss der imposanten Staumauer führte. Vor dem Restaurant Gigerwald gelangten wir dann wieder auf die Normalroute, sausten hinter Vättis auf der Strasse am Mapraggsee vorbei in Richtung Talausgang, überquerten die Staumauer beim Kraftwerk zum zweiten Mal an diesem Tag und fuhren weiter nach Valens. Nach einem falschen Abbieger und ein paar weiteren Trainings-Höhenmetern mit anschliessender Umkehr erreichten wir die Abzweigung zur autofreien alten Valenserstrasse, auf der wir dann die letzten beiden Kilometer hinunter nach Bad Ragaz idyllisch im Wald zurücklegten. Wir erreichten die Kuranlagen von Bad Ragaz mit geradezu perfektem Timing um Punkt 16.45 Uhr, verfuhren uns dann auf den letzten Metern nochmals im engräumigen Labyrinth zwischen Hotel, Kurbad, Casino und Golfplatz und verpassten so das Fotofinish bei der Verleihstation um rund zwei Minuten. Nach erfolgter Rückgabe vom E-Bike (zwei von fünf Balken auf der Akkuanzeige waren nach 66km Fahrstrecke und 1800 Höhenmetern noch übrig, was laut dem Mitarbeiter vom Bikeverleih wahrscheinlich noch für weitere rund 45km Fahrt im "Eco-Modus" gereicht hätte) begaben wir uns glücklich und aufgeregt von diesem Abenteuer zum Auto und wieder nach Hause.