Piz Mulain
Ausgangspunkt
Tourdaten
- Weglänge: 20.7 km
- Höhendifferenz: ↑↓ 1500 Hm
Routenbeschreibung
Den Piz Mulain hatten wir erstmals vor fünf Jahren von Westen her über die Alp Manuir bestiegen. Wir wollten heute nochmals einen Ausflug dorthin unternehmen, allerdings auf einem (für uns) völlig neuen Aufstiegsweg von Aclas Daforas im Osten. Den Wegverlauf konnten wir vom Strava-Profil eines lokalen Trailrunners herunterladen, für den der Piz Mulain offenbar eine regelmässige Trainingsrunde zu sein scheint. Zudem hatten wir eine zweite, eher rudimentäre Textbeschreibung im Internet gefunden, aus der wir eine mögliche Aufstiegsroute konstruierten. Mit beiden GPX-Tracks auf dem Handy machten wir uns auf den Weg.
Von Alvaneu nach Plaun digl Stavel
Beiden Wegvarianten war gemeinsam, dass sie bei Plaun digl Stavel von einer Forststrasse aus in den Wald verschwanden und an einer Hütte auf der ehemaligen Alp Mulains vorbei weiter zum Gipfel führten. Plaun digl Stavel kann zu Fuss über die Hängebrücke bei Aclas Dafora erreicht werden. Da wir aber mit den Bikes unterwegs waren, erreichten wir diesen Ausgangspunkt schneller und direkter, indem wir von der Alpstrasse von Alvaneu nach Aclas Dafora bei der Schuttdeponie bei Pizogna (P.1469) geradeaus statt rechts weiterfuhren und bei Crappa Naira auf den Forstweg nach Plaun digl Stavel abbogen.
Aufstieg zur Alp Mulain
Die Strava-Variante startete ziemlich genau gegenüber der Stelle, wo der Wanderweg von der Hängebrücke her kommend in die Forststrasse mündete. Hier liessen wir auch unsere Bikes zurück. Ausgangsort der rudimentären Beschreibung war hingegen ein Waldweg, der 50m weiter unten von der Forststrasse verzweigte. Wir beschlossen, beide Möglichkeiten auszuprobieren: die genauere Strava-Version im Aufstieg und die andere im Abstieg.
Der Beginn der Strava-Route war vom Forstweg aus nicht zu erkennen. Wir tappten also aufs Geratewohl erst einmal rund 20 Meter in den Wald hinein, ehe wir eine mögliche Pfadspur erkennen konnten. Die Spur war auf den ersten 100 Höhenmetern nur undeutlich. Erst danach (wie sich herausstellen sollte, am Punkt an dem sie mit unserer zweiten Variante zusammentraf) konnten wir einen zunehmend klaren Wegverlauf erkennen.
In zahlreichen Kehren gewannen wir an Höhe und erreichten bald die Waldgrenze und eine schön in der Sonne gelegene Alphütte.
Aufstieg über die Era da Mulain zum Gipfel
Auf Pfadspuren zwischen Legföhren oberhalb der Hütte, später weglos auf den offenen Grashängen der Era da Mulain stiegen wir steil und anstrengend ziemlich genau nach Nordwesten hinauf zu P.2345. Dies ist die südlichste Kuppe auf dem breiten Grassattel, der vom Gipfel des Piz Mulain herunterzieht. Seit der Alphütte waren das Gipfelkreuz und der Sattel davor ständig im Blickfeld und nicht zu verfehlen.
Auf dem Grassattel angelangt, hielten wir nun frontal auf den felsigen Gipfelaufbau mit dem Gipfelkreuz zu. Hier auf dem Sattel waren wir damals auch bei unserem Aufstieg von Westen her angekommen. Der Grashang ging weiter oben immer mehr in Geröll über, das aber gut begehbar war. Bald erreichten wir das felsige Schrofengelände am Gipfel. Auf Pfadspuren umgingen wir alle Felsgebilde rechts, darunter auch zwei markante, durch eine schmale Schuttrinne getrennte Türme. Auf den letzten Metern kletterten wir über einfache Felsabsätze zum Gipfelkreuz.
Vom Gipfel aus konnten wir das Lenzerhorn auf der gegenüberliegenden Seite der Alp Manuir sehen. Genau genommen standen wir jetzt „nur” auf dem Südgipfel des Piz Mulain. Von uns aus zog sich ein brüchiger Grat weiter zum etwas höheren Nordgipfel mit einem weiteren Gipfelkreuz. Dahinter setzte sich der Grat fort zum Piz Mosch und über dem Talschluss der Alp Manuir entlang bis zum Lenzerhorn.
Den Nordgipfel und den dahinterliegenden Piz Mosch hatten wir bei unserem ersten Besuch anschliessend ebenfalls bestiegen. Allerdings waren wir damals im Sommer unterwegs, während wir jetzt die letzten kurzen Herbsttage ausnutzten. Zu grossen Ausflügen reichte die Zeit heute nicht mehr, falls wir ohne Stress noch vor Einbruch der Dämmerung wieder im Tal sein wollten. Wir trugen uns also ins Gipfelbuch ein und machten uns bald wieder auf den Rückweg zur Hütte auf der Alp Mulain.
Rückkehr zum Bikedepot und nach Alvaneu
Der Abstieg auf dem Grassattel bis zu P.2345 war problemlos. Von dort bis zur Hütte waren wir dann allerdings wieder auf unsere Handys angewiesen, da der Sichtkontakt zur Hütte einige Zeit durch die Legföhren weiter unten versperrt wurde und die kürzeste Abstiegsrichtung somit ohne Navigationsmittel auf den oberen weiten Grasflanken nicht direkt erkennbar war. Nachdem wir aber erstmals die Hütte zwischen den Bäumen gesichtet hatten, wussten wir, worauf wir zuhalten mussten.
Von der Hütte aus stiegen wir wieder auf den Pfadspuren vom Hinweg durch den Wald ab. Auf 1790m kamen wir an die Stelle, wo sich unsere beiden recherchierten Aufstiegswege trennten. Diesmal zweigten wir nach rechts auf die zweite Variante ab, auf der sich auch die deutlichen Pfadspuren fortsetzten. Weiter unten kamen wir dann tatsächlich zum (nicht auf der Karte eingezeichneten) Forstweg, der etwas unterhalb unseres Bikedepots von der Forststrasse abzweigte. Von den Spuren her dürfte dies also die durchgängig einfach zu findende Variante sein.
Nachdem wir unsere Bikes wieder erreicht hatten, ging es zügig in der späten Nachmittagssonne abwärts nach Alvaneu und nach Hause.
P.S.: Letztes Jahr um diese Zeit lag Aclas Dafora bereits im Schnee!