Trin → Alp Mora
Ausgangspunkt
Trin, Parkplatz Quadris.
Tourdaten
- Weglänge: 29 km
- Höhendifferenz: ↑↓ 1710 Hm
Routenbeschreibung
Als ich mir die offizielle Bikeroute 251 „Alp Mora” bei Trin auf der Karte anschaute, konnte ich mir darunter zunächst nicht viel vorstellen. Ich sah lediglich, dass die Route hoch oben im Nirgendwo bei einer Alphütte endete und las flüchtig von „bekannten Gletschermühlen im Val Maliens”. Wichtiger und ausschlaggebend war für mich letztendlich, dass der Aufstieg nach Süden ausgerichtet voll in der Sonne lag und ich mir davon jetzt im November angenehme Temperaturen erhoffte.
Aufstieg nach Tegia Culm
Ich startete im frostig kalten Schatten unten in Trin auf der Alpstrasse zur Alp Mora. Wenige Höhenmeter später fuhr ich bereits im warmen Sonnenschein. Die asphaltierte Strasse gewann in einer angenehm konstanten Steigung von 10% mit jeder Kurve stetig an Höhe und gab zunehmend den Blick frei auf das Rheintal, den Hinterrhein im Taleingang ins Domleschg und die Surselva mit dem Eingang ins Val Lumnezia.
Unterwegs kam ich an vielen idyllisch gelegenen Ferienhütten vorbei und kreuzte mehrmals das tief in die Felsen eingeschnittene Flussbett des Bachs, der hoch oben im Val Maliens entsprang. Wasser war aber längst nicht mehr zu sehen; der Bachlauf war völlig ausgetrocknet.
Bei Maliens Dadens auf 1532m Höhe ging die geteerte Strasse in einen Schotterweg über, der etwas steiler auf 1700m führte und hier in eine lange und ziemlich flache Querung nach Westen überging. An deren Ende begann ein nächster, sehr holpriger und stark ansteigender Abschnitt, der nun über offene Hänge über der Waldgrenze aufwärts zog. Die Anstrengung wurde jetzt aber durch einen ständigen Panoramablick über Rheintal, Domleschg und Surselva mit unzähligen Gipfeln belohnt.
In Sichtweite der Alphütte Tegia Sut stieg ich weiter zu Lawinenverbauungen auf, durchquerte diese und erreichte bei Platt Alva auf 2100m Höhe einen Wegweiser, bei dem ein Wanderweg ins Hochtal von Bargis bei Flims abzweigte. Um eine Geländekante ging es nun auf dem Gebiet der Alp Mora zum Schlussanstieg zu den Alphütten von Tegia Culm, die gleichzeitig auch Endstation der Bikeroute 251 war.
Bei Tegia Culm stellte ich das Bike hinter der Hütte ab. Ich hatte kein Schloss mitgenommen, montierte aber das Vorderrad ab und nahm den Schnellspanner mit in der Überlegung, dass dieser für heute den gleichen Nutzen wie ein Bikeschloss haben würde.
Wanderung zum Lago Laghet
Auf der Karte hatte ich gesehen, dass anderthalb Kilometer und 300 Höhenmeter nördlich von Tegia Culm ein See namens Lago Laghet lag und von der Topographie her ziemlich malerisch von den Gipfeln Tschepp, Morchopf und Crap Mats umgeben zu sein schien. Ich beschloss, mich zu Fuss im hügeligen Hochtal von Culm über der Hütte auf den Weg zum einsamen, in der Sonne glitzernden Bergsee zu machen. Zumindest stellte ich ihn mir so vor.
Ich stieg in einem ausgetrockneten Bachbett mit ausgewaschenen Felsen auf, der im Frühling wohl mit rauschendem Schmelzwasser gefüllt sein würde. Generell stiess ich überall auf glatte Karstfelsen und schräge Platten inmitten der holprigen Graslandschaft. Die Gegend war sehr unübersichtlich und so steuerte ich mehr der Nase und dem Gefühl nach auf die hinter vielen Geländestufen und Hügeln verborgene Hochebene Laghet mit dem Bergsee zu.
Hinter der letzten Erhebung auf rund 2500m eröffnete sich endlich der Blick auf den See und die angespannte Erwartung wich einer bodenlosen Ernüchterung. Ich hätte mir anhand der ausgetrockneten Wasserläufe ja denken können, dass logischerweise auch vom See als Ursprung des Wassers nicht mehr viel vorhanden sein würde. In der Tat starrte ich auf eine grosse, ausgetrocknete Schlammfläche, in der bei genauem Hinschauen an einer Ecke noch ein winziger grünlicher Wassertümpel übriggeblieben war. Immerhin: was die Pfütze an landschaftlicher Idylle vermissen liess, wurde durch die eindrücklich aufragenden Felswände der umgebenden Gipfel mehr als wettgemacht.
Rückweg nach Tegia Culm
Unter diesen Umständen erübrigte es sich, von meiner Anhöhe aus noch zum „Seeufer” abzusteigen. Ich machte mich stattdessen gleich wieder auf den Weg zurück nach Tegia Culm und zu meinem Bike. Erneut weglos, aber mehr westlich haltend marschierte ich zwischen den Hügeln abwärts in Richtung Hütte. Unterwegs stiess ich auf eine kleine Alphütte mitten im Gelände sowie einem kleinen Tümpel im Gras, der mindestens so gross wie der Lago Laghet in seinem jetzigen Zustand war.
Kurz vor Tegia Culm überquerte ich nochmals ein Flussbett und entdeckte ein paar winzige Gletschermühlen in den glattgeschliffenen Felsen, die sogar noch mit etwas Wasser gefüllt waren. Ich war irritiert: dies sollten jetzt also die laut Tourenbeschreibung „beliebten Gletschermühlen” sein? Vor allem war mir nicht klar, wie man angeblich im Sommer darin baden kann; mit knapp einem halben Meter Durchmesser boten sie schliesslich im besten Fall Platz für ein wertes Hinterteil.
Dieses Rätsel sollte sich erste zuhause auflösen: die besagten Gletschermühlen waren nicht hier auf der Alp Mora zu finden, sondern im benachbarten Val Maliens, zu dem unterwegs ein Weg von der Bikeroute abzweigte. Beim flüchtigen Durchlesen vor der Abfahrt hatte ich beide Standorte in einen Topf geworfen. Nachdem ich bereits im Aufstieg den ausgetrockneten Bachlauf aus dem Val Maliens gekreuzt hatte, wäre ich höchstwahrscheinlich aber auch bei einem Abstecher dorthin heute nicht glücklich geworden und hätte vielleicht in ein paar grössere, aber genauso wasserarme Löcher gestarrt.
Abfahrt von Tegia Culm nach Trin
Die Rückfahrt über die Alp Mora nach Trin in der späten Nachmittagssonne war pures Vergnügen. Dunstschleier lagen inzwischen über dem Vorderrheintal und verliehen ihm eine ganz besondere Stimmung. Als ich wieder beim Asphaltbelag auf der Alpstrasse ankam, folgte ich stattdessen einigen rasanten Abkürzungen über Waldwege und konnte so auch den unteren Teil der Abfahrt sehr abwechslungsreich gestalten. Am Ausgang des Waldes genoss ich noch eine schöne Aussicht über die Häuser von Trin im Dunst, bevor ich meinen Parkplatz wieder erreichte.