Ela-Pass und Orgelpass
Tourdaten
- Weglänge: 45 km
- Höhendifferenz: ↑↓ 2240 Hm
Routenbeschreibung
In diesem Jahr lag mein fahrradmässiger Schwerpunkt auf „Fernreisen“ mit dem Gravelbike. Deshalb kamen die in früheren Jahren üblichen „Standardtouren“ mit dem Mountainbike in der Umgebung zu Hause eindeutig zu kurz. Wenigstens ein paar davon wollte ich vor dem herannahenden Winter aber noch absolvieren.
Den Anfang machte heute der Aufstieg von Filisur zur Ela-Hütte. Letztes Jahr hatte ich dies noch mit einer anschliessenden Wanderung zum Bot Radond verknüpft. Diesmal wollte ich den Abstecher zu Fuss noch etwas erweitern und von der Ela-Hütte zum Orgelpass wandern. Den Orgelpass hatte ich erst einmal besucht, nämlich von der anderen Seite des Passes von Tinizong aus.
Von Filisur zur Ela-Hütte
Die Bikefahrt von Filisur auf dem Alpweg über Prosot nach Spadlatscha war wie üblich sehr anstrengend. Interessanterweise hatte ich den steilen Anstieg von Cloters nach Prosot als schwieriger, die Reststrecke von Prosot nach Spadlatscha hingegen als einfacher und weniger steil in Erinnerung. Tatsächlich war es heute genau umgekehrt: den Aufschwung vor Prosot konnte ich relativ "entspannt" überwinden, wähnte mich schon in Sicherheit und wurde vor Spadlatscha dann von steileren Abschnitten als gedacht überrascht.
Bei meinen letzten Touren hatte ich das Bike stets bei den Hütten von Spadlatscha zurückgelassen und das verbleibende Stück zur Ela-Hütte zu Fuss zurückgelegt. Heute wollte ich hingegen mit dem Bike bis zur Hütte aufsteigen. Den äusserst holprige Karrenweg zur Hütte konnte ich etwa zur Hälfte im Sattel zurücklegen, den Rest musste ich schieben. Bei der Hütte angekommen, befestigte ich das Bike am Wegweiser und machte mich unverzüglich an den Weiterweg zum Orgelpass. Die Abendsonne ging gerade hinter dem Tinzenhorn unter und tauchte den Piz Ela in ein fahles Abendrot, das ich noch eine Zeitlang auf dem Weiterweg bewundern konnte.
Rundwanderung von der Ela-Hütte
Das erste Wegstück von der Hütte führte zunächst in Richtung Bot Radond, dann um diesen herum und zu einem Wegweiser, an dem sich der Weg teilte: links ging es zum Ela-Pass hinauf, rechts zum Orgelpass. Der Weg durch die Schutthänge unter dem Orgelpass sah steil aus und lag bereits vollständig im Schatten. Der Ela-Pass war zwar etwas höher, lag dafür aber noch in der Sonne. Ich entschied spontan, zum Ela-Pass aufzusteigen und von dort über die Blockgeröllfelder vom Cotschen vorbei zum Orgelpass hinüberzuqueren, um den steilen Geröllweg von dort zurück zur Ela-Hütte dann im Abstieg schneller überwinden zu können. Auf unserer oben erwähnten ersten Wanderung zum Orgelpass sind wir den Wegabschnitt zwischen Orgelpass und Ela-Pass in entgegengesetzter Richtung gegangen.
Als ich am Ela-Pass ankam, erwartete mich eine herrliche Abendstimmung. Dichte Wolken zogen von der anderen Seite über den Pass, dazwischen gab der Nebel immer wieder Ausblicke auf die kleinen Seen unter dem Pass sowie auf das Bergpanorama in der Gegend von Savognin frei. Die Sonne stand schon tief am Himmel und tauchte die Landschaft in ein wunderschönes Licht.
Allzulang konnte ich hier oben allerdings nicht verweilen, da der Rückweg zur Ela-Hütte noch einige Zeit in Anspruch nehmen würde und ich dort erst der eigentlichen Herausforderung begegnen würde: die Bikeabfahrt von der Ela-Hütte nach Hause zwischen letzter Dämmerung und Dunkelheit zu absolvieren. Ich ging deshalb zügig zum Cotschen weiter. Die Kraxelei und Wegfindung im Gewirr des Blockgerölls bei frontalem Gegenlicht war nicht immer ganz einfach, aber schlussendlich wurde der Blick auf den Orgelpass und seine skurrilen Felsgebilde frei. Bei diesem Sonnenstand sahen die "Orgelpfeifen" mit ihren langen Schlagschatten und starken Kontrasten besonders beeindruckend aus. Überhaupt war die Landschaft um diese Uhrzeit völlig verlassen und still, und ich kostete jeden Moment von dieser Stimmung voll aus.
Der Orgelpass markierte dann auch die Grenze zwischen Licht und Finsternis: links die letzte Abendsonne, rechts das Gerölltal zwischen Tinzenhorn und Piz Ela bereits in düsterem Schatten. Über steile Schutthänge ging es vom Pass schnell hinunter und bald erreichte ich schon wieder den Wegweiser an der Verzweigung zu Orgel- und Ela-Pass. Während ich gehend und im Laufschritt weiter zur Ela-Hütte wanderte, krochen die Schatten an den letzten noch sonnigen Berghängen langsam immer höher. Ich erreichte die Hütte noch in der Dämmerung, der Lichtkegel vom Scheinwerfer am Bike war auf dem Weg aber schon gut zu erkennen.
Rückfahrt nach Hause
Der erste Abschnitt von der Ela-Hütte nach Spadlatscha war auch in der Abfahrt sehr holprig, machte aber Spass zum Fahren. Der lose Untergrund hier – und besonders danach von Spadlatscha durch den Wald bis zum Felsentor bei Cloters – erforderte aber trotzdem volle Konzentration, um bei diesen eingeschränkten Sichtverhältnissen nicht noch durch eine der zahlreichen Wasserrinnen oder sonstige Stolpersteine auf dem Weg aus der Bahn geworfen zu werden. Im finsteren Wald unterhalb von Prosot musste ich das Licht dann bereits stärker schalten. Zügig aber vorsichtig ging es Kurve um Kurve bergab, bis ich am Schluss wieder im Talboden bei Filisur ankam. Von hier aus ging es nun in völliger Dunkelheit weiter, der Heimweg war mir aber bestens vertraut. Der Ausflug um diese Uhrzeit war zwar nicht ganz ohne, aber mit den erlebten landschaftlichen Eindrücken und der spätabendlichen Stimmung hoch oben absolut lohnenswert.