Ringelspitz (Piz Barghis; 3.247m)
Hochtour nach dem ersten spätherbstlichen Schneefall von der Ringelspitzhütte SAC auf den höchsten Berg des Kantons St. Gallen.

Ausgangspunkt
Kostenlose Parkplätze in Tamins im Dorf (N 46,82799° / E 9,40914°), oder etwas weiter entfernt beim Bahnhof (N 46,82358° / E 9,41214°).
Der Zugang zur Ringelspitzhütte ist alternativ auch von Vättis (Postautoverbindung von Bad Ragaz) über den Kunkelspass möglich. Mit dem Auto kann auch direkt zu einem kostenpflichtigen Parkplatz auf dem Kunkelspass gefahren werden (Info). Von hier aus sind nur noch 640 Hm bis zur Hütte zu überwinden.
Tourdaten
- Weglängen, Gehzeiten und Höhendifferenz:
- Hüttenanstieg, 1.Tag
- 9 km, ↑ 1.375 Hm, 2h 35m
- Gipfelbesteigung, 2. Tag
- 11 km, ↑↓ 1.247 Hm
- 4h 40m Aufstieg, 5h 40m Abstieg
- Abstieg von der Hütte, 2. Tag
- 9 km, ↓ 1.375 Hm, 1h 50m
- Hüttenanstieg, 1.Tag
- Literatur: SAC-Alpinführer „Ringelspitz/Arosa/Rätikon“ (1. Auflage 2010), R.404 (T2) / R.434 (WS)
- Leitung: Vielen Dank an Alfons Kühne, Bergführer und Hüttenwart der Ringelspitzhütte, für die kompetente Führung!
Routenbeschreibung
1. Tag: Aufstieg zur Ringelspitzhütte
Vom Parkplatz in Tamins zunächst der Straße entlang und die Einmündung weiter nach Westen überqueren, bis ein Fußgängerweg rechts abzweigt. Hier über Treppen hinauf in die Kunkelsstrasse und dieser immer weiter bis zum Ortsausgang folgen. Die erste Haarnadelkurve kann links über einen kurzen Pfad abgekürzt werden. Kurz danach zweigt ein breiter Forstweg nach links in den Wald ab (Wegweiser).
In langen Kehren auf dem Forstweg durch den Sgaiwald aufsteigen. Bis 1.200m gewinnt man nur mäßig an Höhe. Hier zweigt der rot-weiß markierte Weg ins Lawoital nach links ab (Wegweiser). Der Aufstieg wird nun steiler. An einer markanten glatten Felswand vorbei geht es weiter hinauf durch den Vogelsteinwald zur Alphütte von Vorder Säss. Der Weg nähert sich in mäßiger Steigung dem Lawoibach und überquert diesen auf einer Holzbrücke bei 1.600m. Danach geht es auf der westlichen Bachseite weiter zur Alphütte von Hinter Säss.
Zunehmend steiler steigt man nun über die Hänge am Talabschluss auf, zuletzt in mehreren Kehren bis zu einer leicht eingeknickten kurzen Stahlbrücke, die das inzwischen schluchtartig vertiefte Bachbett des Lawoibachs überquert. Danach geht es ein Stück weiter in südöstliche Richtung dem Hang entlang zu einer kleinen Ebene (Steinbrunnen), und kurz darauf erreicht man die Ringelspitzhütte.
Das Wasser beim Steinbrunnen und bei der Hütte (kleiner Brunnen sowie Waschraum) stammt vom Lawoibach. Während der Alpsaison ist mit Verunreinigungen durch das weiter oben weidende Vieh zu rechnen; abgekochtes Trinkwasser ist dann in der Hütte erhältlich. Bei meinem Besuch waren keine Tiere mehr auf der Alp, und das klare Bachwasser konnte bedenkenlos getrunken werden.
Die sanitären Einrichtungen in der Hütte umfassen 1 WC, 1 Pissoir und einen beleuchteten Waschraum mit 2 Plätzen. Die Matratzenlager sind mit Kopfkissen und Duvets ausgestattet. Die Hütte wird über Solarzellen mit Strom versorgt (Handy aufladen = Fr. 2,-). SMS/Mobilfunkempfang ist möglich, ich konnte allerdings keine Datenverbindung herstellen.
2. Tag: Ringelspitz
Wir zogen um 5.30 Uhr morgens von der Hütte los und stiegen auf einem guten Weg nach Nordwesten auf. Bei 2.060m verzweigte sich der Weg im Dunkeln unauffällig; wir folgten der linken Abzweigung über Vorder und Mittler Augstberg auf Schutt und Geröll. Bei 2.380m näherten wir uns dem Bach, der aus dem Kessel von Sandböden strömt und querten danach die steilen Geröllhänge unter dem Morchopf auf der westlichen Bachseite. Der Schutt war vom Regen des vorhergehenden Tages durchnässt und geriet leicht ins Rutschen. Hier ist zu beachten, dass der Hang wenige Meter unterhalb des Wegs über eine hohe senkrechte Felswand hinunter zum Bach abbricht – was man im Dunkeln zum Glück nicht so wahrnimmt…
Je nach Lawinenverhältnissen steigt man im Winter auf der östlichen und weniger steilen Bachseite hoch, über die wir am Ende der Tour auch wieder abgestiegen sind.
Auf 2.460m erreichten wir die Fluss- und Geröllfläche von Sandböden, auf der zahlreiche riesige Felsblöcke lagen. Diese sind vom Taminser Gletscher abgebrochen.
Nun ging es über Geröll und Schnee weiter hangaufwärts nach Nordwesten. Unterhalb der Felsen auf 2.750m querten wir nach Westen und stiegen am östlichen Rand des Taminser Gletschers bis 2.920m auf. Hier, oberhalb der Felsen, querten wir einen steilen Schneehang nach Südosten bis an sein Ende und stiegen dann nach Norden auf den sich nun deutlich ausprägenden Südostgrat auf, der sich von den höherliegenden Felswänden des Ringelspitz herunterzieht. Auf dem schneebedeckten Grat stiegen wir bis zu den ersten Felsen auf, die aus dem Schnee herausragten. Hier seilten wir uns an. In Anbetracht der hartgefrorenen Schneeflanken, die auf beiden Seiten des Grates in die Tiefe führen, lohnt es sich, die Ausrüstung im Auge zu behalten. Beim Aufsetzen des Helms verabschiedete sich nämlich bereits meine Stirnlampe von mir und rauschte auf dem Schnee mit rasantem Tempo in den Abgrund, bevor ich auch nur reagieren konnte.
Ein erster Felsblock auf dem Grat wurde über einen handbreiten Riss erklettert. Danach ging es über den schräg geschichteten, schutt- und schneebedeckten Felsgrat immer der Grathöhe entlang bis an den Fuß der ersten steileren Felsaufschwünge. Hier kletterten wir leicht (I-II) über kombiniertes Gelände hoch und stiegen rechts entlang einer hohen Felswand über schräge Platten (II) bis zu einem ersten mehrere Meter hohen Wändchen auf. Dieses wird in einem breiten Riss erklettert (III; 2 Haken). Etwas später erfordert ein weiterer kurzer Absatz mehr Aufwand (-IV; 1 Haken), kann aber bei ausreichender Reichweite mit einem guten Griff an der Kante rechts und einer kleinen Schuppe links einfacher überwunden werden.
Danach geht es über einen kurzen schmalen Grat (Stand; im Abstieg kann von hier aus direkt an den Fuß der hohen Felswand abgeseilt werden) in einen kleinen, geröll- und schneebedeckten Kessel. Am oberen Ende über gut gestufte Felsen und Rinnen hinauf, wobei das Geröll und die Nässe auf den Tritten Vorsicht erfordert.
Der gewaltige, dreieckige Gipfel des Ringelspitz ist nun ständig im Blick. Die Kante auf der rechten Seite des Gipfels mündet in eine Gratschulter, aus der sich etwas weiter rechts ein markanter dreieckiger Turm erhebt. Wir querten zunächst einen steilen Schneehang in Richtung des Turms und stiegen im Anschluss daran über eine steile, nasse Rinne (Haken) auf die Höhe der Gratschulter auf, auf der wir neben dem Turm ausstiegen. Hier, im Windschatten des Turms, bietet sich erstmals eine freie Sicht nach Norden auf den weiten Ringelfirn, die Berge nördlich des Calfeisentals, Walenstöcke, Alpstein und Bodensee.
Jetzt ging es am Turm vorbei nach Westen zu dem bis 50° steilen Fels- und Geröllhang unterhalb der senkrechten Gipfelwand. Der Hang war dank harter Schneeauflage einfach zu ersteigen. Bei der Gipfelwand angekommen, querten wir bis ans linke äußere Ende, von dem aus ein Drahtseil senkrecht zum Gipfel hinaufführt. Die Besteigung der Gipfelwand (III) ist allerdings einfacher zu bewerkstelligen, wenn man das Drahtseil nicht zur Hilfe nimmt. Am Einstieg bieten zwei nebeneinander liegende Risse an ihrem oberen Ende genug Halt, um weiter nach links auf die Kante hinauszuqueren. Von dort geht es mit guten Griffen und Tritten ca. 10m senkrecht hoch bis zum Ausstieg neben dem Gipfelkreuz (Sicherungsring auf dem großen Felsblock neben dem Kreuz).
Die in Tourenberichten häufig beschriebene Besteigung mithilfe einer Bandschlinge, die in einen Haken auf halber Höhe knapp rechts vom Drahtseil eingehängt wird, ist umständlich und nicht lohnend. Hingegen befindet sich auf der rechten Seite der Gipfelwand eine weitere interessante Besteigungsmöglichkeit mit mehreren Haken im Bereich von III-IV.
Abstieg
Vom Felsblock auf dem Gipfel kann direkt über die Gipfelwand bis an deren Fuß abgeseilt werden. Danach geht es stets auf der Aufstiegsroute hinunter bis zum Stand am bereits früher erwähnten schmalen Felsgrat. Von hier aus kann man direkt an den Fuß der darunterliegenden Felsplatten abseilen. Falls das Seil nicht ausreicht, befindet sich unterhalb der obersten Felsstufe ein weiterer Abseilring in der senkrechten Wand zur linken Seite, von wo aus man ein zweites Mal abseilen kann.
Danach in Abstiegsrichtung links hinüber zum langgezogenen Ausläufer des Südostgrats. Wie im Aufstieg nun wieder auf der Grathöhe hinunter, wobei der inzwischen schon aufgetaute Schnee und die nassen Felsen bei unserem Abstieg große Konzentration erforderten. Das letzte Felshindernis auf dem Grat wird wie bereits früher über seinen Riss abgeklettert. Danach sind die Schwierigkeiten überwunden und man befindet sich wieder im Gehgelände.
Wir sind unserer Aufstiegsspur bis hinunter zur Fläche von Sandböden gefolgt und stellenweise schon tief im feuchten Schnee eingesackt. Bei Sandböden sind wir dann nicht wie im Aufstieg der westlichen Bachseite gefolgt, sondern sind auf den Wegspuren am östlichen Ufer zu einer interessanten ausgewaschenen Gletscherbachschlucht bei Hinteren Bäch abgestiegen. Diese Schlucht mit zahlreichen Felsformationen kann auch im Rahmen von Canyoningtouren begangen werden. Danach sind wir dann 100m südlich davon durch die Schlucht von Mittleren Bäch abgestiegen, die den Felsformen nach zu urteilen früher wohl ebenfalls Wasser geführt hat, heute aber grasbewachsen und auf Pfadspuren begehbar ist.
Über abwechslungsreiches, felsdurchsetztes Grasgelände ging es dann hinunter zu einer Alphütte („Berghüttli“ auf der Landeskarte), auf einer Wegspur weiter bis zur Einmündung in den Aufstiegsweg und über diesen zurück zur Ringelspitzhütte.
Nach einer Pause, der Bezahlung des Bergführers und der Verabschiedung aller Teilnehmer stieg ich dann wie am Tag zuvor wieder durch das Lawoital nach Tamins ab.
Fotos
Tag 1: Aufstieg zur Ringelspitzhütte














Tag 2: Besteigung des Ringelspitz




























































