Klettersteig Pinut (Flimserstein)

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Ausgangspunkt

Flims Dorf, Parkplatz Altes Schulhaus.

Tourdaten

  • Weglänge: 16.5 km
  • Höhendifferenz: ↑↓ 1050 Hm

Routenbeschreibung

Auf der Website des Klettersteigs Pinut sind Familien mit Kindern abgebildet, was eigentlich schon alles über Schwierigkeit und Risiko der Begehung aussagt. Der Klettersteig ist mit Schwierigkeitsgrad „K1-2” als einfach bewertet und hervorragend abgesichert. Trotzdem führt er meist ziemlich ausgesetzt mit nervenkitzelnden Tiefblicken und einigen eher speziellen Stellen durch die senkrechten Südwände des Flimsersteins (Crap da Flem) oberhalb von Flims. Genau das Richtige für uns an einem spätherbstlich schönen Tourentag also, zumal der Klettersteig in diesem Jahr nur noch bis zum kommenden Wochenende geöffnet sein würde.

Von Flims Dorf zum Einstieg

Von Flims Dorf aus wollten wir eigentlich der Strasse entlang nach Fidaz laufen, wo der Waldpfad zum Einstieg des Klettersteigs begann. Allerdings verpassten wir schon wenig später die richtige Abzweigung und gelangten auf den Höhenweg von Murissen nach Fidaz. Rückblickend gesehen war dies ein Glücksfall, da dieser Weg über Wald und Wiesen am nördlichen Dorfrand viel schönere Ausblicke bot als die Strasse, auf der wir am Abend dann zurück liefen.

Bei Sontg Amplezi kamen wir an einigen schönen alten Bauernhöfen vorbei und umrundeten dabei langsam die südliche Seite des hoch über uns aufragenden Flimsersteins. Bis jetzt war vom Klettersteig in den Felswänden noch nichts zu sehen gewesen. Bald konnten wir jedoch beim Weitergehen eine auffällige dunkle Höhle in der Wand erkennen, an deren Rand wir Leitern und Stege des Klettersteigs ausmachen konnten. Wir konnten nun auch das Tragseil der Seilbahn vom Fidaz auf den Flimserstein sehen — ein Zeichen, dass wir nun bald beim Aufstieg zum Einstieg ankommen müssten.

Oberhalb von Fidaz trafen wir dann auf den Wegweiser zum Klettersteig. Auf einem Wanderweg stiegen wir in steilem Zickzack durch den Wald bis zur Anseilstelle mit einer Hinweistafel und einer Sitzbank hoch. Wenige Schritte weiter ragte nicht nur die Felsmauer des Flimsersteins senkrecht über uns hoch, sondern auch der direkt daneben stehende Meilerstein.

Diese bizarre, etwa 100 Meter hohe Felsturm mit abweisenden und schattigen Überhängen war durch Kletterrouten erschlossen, wie wir anhand von Bohrhaken und Standschlingen in der Wand erkennen konnten. Wir waren froh, dass wir heute nicht mit solchen Sachen beschäftigen mussten, da die hoch über dem Abgrund schwebenden Leitern auf der anderen Seite am Flimserstein bereits genug beunruhigend schienen.

Seit unserem letzten Abenteuer auf einem Klettersteig waren inzwischen auch schon einige Jahre vergangen. Am Vorabend hatten wir unsere verstaubten Klettersteigsets schon einmal sicherheitshalber ausgegraben und im Trockenlauf getestet, um Überraschungen und Vergessenes jetzt vor Ort zu vermeiden.

Im ersten Teil vom Klettersteig

Voll ausgerüstet begaben wir uns nun zur ersten Leiter am Fuss der Felswand. Diese bestand aus einer Eisenstange mit Löchern, in denen wacklige Eisenstäbe als Sprossen steckten. Ich hatte da schon ein mulmiges Gefühl: wenn es schon auf den ersten Metern über Boden so unsicher war, wie würde es dann erst weiter oben über dem Abgrund aussehen? Diese Furcht war aber unbegründet, da wir wenige Meter höher zum Anfang einer „richtigen” Leiter gelangten. Das unterste Stück schien also lediglich der Teil zu sein, der wohl bei der Schliessung des Steigs am Ende der Saison abmontiert wird.

Die Leitern waren frei über dem Abgrund an der Felswand befestigt. Der Tiefblick unter den Füssen war anfangs schon gewöhnungsbedürftig. Mit jedem Meter verschwand das ungemütliche Gefühl aber immer mehr und wir gewannen zunehmend an Höhe. Nach den ersten Leitern führte ein ausgesetzter Quergang hinüber zur riesigen, höhlenartigen Schlucht, die wir vorhin im Zustieg schon von weitem aus dem Tal erkennen konnten. Beeindruckend war hier neben dem Blick auf den wenige Meter gegenüber liegenden Meilerstein auch der ständige Ausblick auf die Häuser von Flims in der Tiefe dahinter.

Durch die Felshöhle nach Pinut

Um eine Ecke ging es herum in die tiefe Wandschlucht, die über uns durch ein gewaltiges Felsdach abgeschlossen wurde. Im Innern der Schlucht konnten wir Überreste von alten Leitern erkennen, die in alten Zeiten abenteuerlich und noch steiler direkt von unten hinaufgeführt hatten. Im Felsdach über uns konnten wir die nächsten Leitern und Stege erkennen, über die wir nun aufsteigen mussten.

Wir kamen oben im Dach zu einem engen Tunnel, in dem eine richtige alte Tür angebracht war. Der Legende nach war diese Pforte früher verriegelt und der Schlüssel dazu nur gegen Bezahlung erhältlich. Auf der anderen Seite des Tunnels traten wir dann wieder aus der Felswand über der Schlucht hinaus ins Tageslicht. Die Spitze des Meilersteins lag direkt gegenüber. Wir mussten somit bereits etwa 100 Höhenmeter auf Leitersprossen zurückgelegt haben.

Abenteuerlich über Pinut zum zweiten Teil

Über einige weitere Leitern erreichten wir einen Baum und eine Wiese. Wir befanden uns nun am unteren Ende von Pinut, einer Hochwiese im Privatbesitz mitten in der Felswand vom Flimserstein. Den Berichten nach wurde hier tatsächlich früher Heu geerntet (und über den Steig ins Tal befördert) in einer Menge, die gerade für eine Kuh zum Überwintern reichte.

Auf einem Pfad stiegen wir in einen kleinen Wald hoch und kamen zum Rand einer tiefen Flussrinne, die den Wald durchzog. Hier wartete die nächste Herausforderung auf uns: eine sehr abenteuerlich aussehende schmale Hängebrücke auf der wir den Bach überqueren mussten. Wobei dies kein „Muss” war: unter der Brücke konnte man die Schlucht auch einfach auf einem Pfad zu Fuss durchqueren, zumindest jetzt in ausgetrocknetem Zustand. Wir beschlossen aber, den Weg über die Hängebrücke zu wagen.

Vorsichtig trippelten wir einzeln Schritt für Schritt über die sehr wacklige Brücke, die bei jeder Bewegung bedrohlich schwankte. Besonders in der Mitte war das Schaukeln am ausgeprägtesten und ich war schon etwas froh, am anderen Ende wieder festen Grund unter den Füssen zu haben. Auf dem täglichen Arbeitsweg im Himalaya bewältigt man solche Wege mit einem bewegten Eigenleben sicher routinierter als einmal im Jahrzehnt auf einem Klettersteig.

Im zweiten Teil vom Klettersteig

Nach der Hängebrücke stiegen wir über Pfadspuren durch den Wald und über den oberen Teil der gelb leuchtenden Wiese zum Fuss der nächsten Felswand, die Pinut nach oben hin abgrenzt. Den Drahtseilen entlang stiegen wir auf den Felsen bis zu Leitern im oberen Wandteil. Diese führten uns dann zu zum Ausstieg auf eine weitere bewaldete kleinere Wiese über der Wand. Auf einem Weg am Rand einer tiefen Schlucht erreichten wir den Fuss des dritten und letzten Felsriegels. Auch hier ging es wieder über Leitern und einfach Felsen aufwärts zum oberen Rand, wo wir dann das Ende des Klettersteigs auf den geneigten Weideflächen des Flimsersteins erreichten. Hier befand sich ein Wegweiser mit Routenbuch. Wir waren den Einträgen zufolge heute offenbar erst die Zweiten auf dem Steig gewesen, was mich sehr erstaunte. Bei diesem schönen Wetter hatte ich wesentlich mehr Andrang erwartet. Tatsächlich hatten wir aber auf der ganzen Strecke den Klettersteig für uns allein.

Unterwegs auf dem Flimserstein

Vom Wegweiser aus stiegen wir zunächst auf Holzstegen über den (vermutlich bei Nässe sumpfigen) Grashang empor. Die Stege gingen weiter oben in einen Wanderweg über, auf dem wir die Bergstation der Seilbahn von Fidaz erreichten. Alle Anlagen waren hier zwar geschlossen, von der Aussichtsplattform aus konnten wir aber einen herrlichen Rundblick über die Surselva und das Rheintal geniessen.

Abstieg nach Bargis und Flims

Wir wanderten danach weiter zu den Alphütten von Tegia Gronda. Dahinter begann ein gepflasterter Saumpfad durch die steilen Ostwände des Flimsersteins hinunter nach Bargis. Auf dem holprigen Pfad stiegen wir eine Kurve nach der anderen ab in das tief eingeschnittene Hochtal von Mulins, das bereits im Schatten zwischen den Felswänden des Flimsersteins und der Bergketten gegenüber davon lag. Der Talgrund bei den Hütten von Bargis war hingegen völlig eben und am Talausgang durch mehrere Felszähne begrenzt, die an Haifischflossen erinnerten.

Nach dem Saumpfad querten wir unter den Felszähnen zum Ausgang des Tals und erreichten einen Wanderweg, der um eine Ecke herum wieder in Richtung Fidaz führte. Wir waren nun wieder auf einem Südhang und konnten daher noch eine Zeitlang im letzten Licht der Abendsonne zwischen den Bäumen wandern. Bei einbrechender Dunkelheit erreichten wir Fidaz und nach einem abschliessenden Fussmarsch auf der Strasse dann auch unseren Ausgangspunkt im Dorfzentrum von Flims.

Fotos

Der Flimserstein über dem Dorfzentrum vom Flims
Unterwegs nach Fidaz auf dem Höhenweg von Murissen
Bauernhäuser bei Sontg Amplezi
Bauernhäuser bei Sontg Amplezi
Flimserstein mit Klettersteig links der Bildmitte
Auf dem Waldweg von Fidaz zum Einstieg
Auf dem Waldweg von Fidaz zum Einstieg
Auf dem Waldweg von Fidaz zum Einstieg
Bereit zum Start am Einstieg vom Klettersteig
Die ersten Leitern gegenüber vom Meilerstein
Auf den ersten Metern im Aufstieg
Unterwegs im ersten Teil vom Klettersteig
Im ersten Teil vom Klettersteig beim Meilerstein
Im ersten Teil vom Klettersteig beim Meilerstein
Im ersten Teil vom Klettersteig beim Meilerstein
Tiefblick auf dem exponierten Quergang
Im Übergang zur Felsenschlucht in der Wand
Überreste alter Leitern in der Felsenschlucht
Weg durch die Felsenschlucht zum Tunnel
Aufstieg in der Felsenschlucht zum Tunnel
Aufstieg in der Felsenschlucht zum Tunnel
Blick aus der Felsenschlucht hinab ins Tal
Aufstieg in der Felsenschlucht zum Tunnel
Aufstieg in der Felsenschlucht zum Tunnel
Bei der Türpforte im Tunnel
Blick auf die Spitze des Meilersteins
Unterwegs zur Hochwiese Pinut
Unterwegs zur Hochwiese Pinut
Unterwegs zur Hochwiese Pinut
Ausstieg aus dem ersten Teil auf die Hochwiese
Ausstieg aus dem ersten Teil auf die Hochwiese
Auf der Seilbrücke über eine Schlucht im Wald
Auf der Seilbrücke über eine Schlucht im Wald
Auf der Seilbrücke über eine Schlucht im Wald
Auf der Hochwiese Pinut unterwegs zum zweiten Teil
Auf der Hochwiese Pinut unterwegs zum zweiten Teil
Blick hinauf zu den Leitern vom zweiten Abschnitt
Einstieg in den zweiten Teil vom Klettersteig
Blick auf Pinut und das Rheintal bei Bonaduz
Unterwegs im zweiten Teil vom Klettersteig
Unterwegs im zweiten Teil vom Klettersteig
Unterwegs im zweiten Teil vom Klettersteig
Aussicht beim Ausstieg vom zweiten Teil
Unterwegs zum dritten Teil des Klettersteigs
Die Leitern vom dritten und letzten Teil
Die Leitern vom dritten und letzten Teil
Im dritten Teil vom Klettersteig
Beim Routenbuch am Ausstieg vom Klettersteig
Aussicht vom Ausstieg ins Tal
Über dem Ausstieg mit Sicht auf Flims und Surselva
Über dem Ausstieg mit Sicht auf Flims und Surselva
Bei der Bergstation der Seilbahn von Fidaz
Abstieg nach Bargis mit Blick auf den Ringelspitz
Bei den Alphütten von Tegia Gronda
Auf dem Saumpfad von Tegia Gronda ins Val Mulins
Blick auf die Hochebene von Bargis
Im Abstieg auf dem gepflasterten Saumpfad
Bargis und die Wände des Flimsersteins
Unterwegs von Bargis nach Fidaz
Der Saumpfad durch die Wände des Flimsersteins
Auf dem Rückweg nach Flims bei Sonnenuntergang