Trimmis → Valzeina

Ausgangspunkt
Landquart, Campingplatz bei Ganda.
Tourdaten
- Weglänge: 47.6 km
- Höhendifferenz: ↑↓ 1805 Hm
Routenbeschreibung
Der Plan klang auf dem Papier recht charmant: Mit den Mountainbikes sollte es heute in einen bisher unbekannten Winkel des Prättigaus gehen – das Tal von Valzeina und die Sayser Alp, südlich von Seewis gelegen. Der Startpunkt war Landquart, die Route führte uns zunächst wenig spektakulär durch das Churer Rheintal über Igis und Zizers nach Trimmis.
In Trimmis begann dann der ambitioniertere Teil der Tour. Vor uns türmten sich die Bergflanken östlich des Rheintals auf, eine schier abweisende Wand, die es auf über 1000 Höhenmetern Strasse zu bezwingen galt. Der Anstieg zu den Dörfern Says und Obersays fühlte sich, um es vorsichtig auszudrücken, unendlich an. Monotonie machte sich breit, einzig unterbrochen von der schieren Anstrengung. Immerhin, die Tiefblicke auf das Rheintal waren prächtig (sofern man noch die Kraft hatte, sie zu registrieren), und das Konzert der blühenden Wiesen, zirpenden Grillen und zwitschernden Vögeln versuchte redlich, uns über die mühsame Plackerei hinwegzutäuschen.
Von Obersays führte eine Alpstrasse weiter, vorbei an zahlreichen abgelegenen Ferienhütten, deren Bewohner uns wahrscheinlich aus sicherer Distanz beobachteten, zu einer Ansammlung alter Hütten in Stams. Dieser passähnliche Übergang, eingebettet zwischen Cyprianspitz und Scammerschpitz, markierte den Wechsel auf die Ostseite der Bergkette.
Nach Stams gab es eine kurze Erleichterung in Form einer Abfahrt. Doch das Prättigau wäre nicht das Prättigau, wenn es einem den Genuss länger gönnen würde. Der Alpweg entlang der Hänge von Zanütsch verwandelte sich schnell in ein tückisches welliges Terrain aus kurzen Abfahrten und dafür umso gemeineren Steigungen. Ein ständiges Auf und Ab, das die Beine weiter forderte.
So erreichten wir schliesslich die Alp Vordersäss. Und siehe da, die Natur zeigte doch noch Milde! Im Hintergrund präsentierten sich die Gipfel von Fulberg, Tüfelsch Chopf und Hochwang. Noch gut verschneit, wirkten sie tatsächlich imposant und verliehen der gesamten Szenerie einen Hauch von… sagen wir, alpiner Erhabenheit mit fernöstlichem Flair.
Von Vordersäss schlängelte sich der Alpweg in Kurven hinab zur Alp Falsch. Ein Name, der schon auf der Zunge merkwürdig klang. Von hier aus könnte man sogar nach Ober Falsch wandern. Wir verzichteten auf weitere topografische Namensspiele und rollten stattdessen weiter bergab in die Schlucht von Hinter Valzeina. Hier erwartete uns der nächste Prüfstein: Ein unangenehm starker und überraschend kalter Gegenwind, der die Abfahrt zu einem eher kühlen Vergnügen machte. Nach dieser erfrischenden Erfahrung folgte ein gemächlicher Gegenanstieg nach Clavadätsch, bevor wir dem Hang entlang zum Ortseingang des kleinen, aber ausgesprochen malerischen Dorfes Valzeina fuhren.
Kurz vor Valzeina stach sie uns ins Auge: eine schmale, gewundene Privatstrasse, die sich zum markanten Fernsehturm auf dem Mittagsspitz emporschlängelte. Der Turm, vom Rheintal aus weithin sichtbar, suggerierte eine grandiose Rundumsicht. Trotz spürbar müder Beine und der Aussicht auf zusätzliche 250 Höhenmeter entschieden wir uns für den Abstecher.
Der Aufstieg war, wenig überraschend, kein Spaziergang. Oben angekommen folgte die Ernüchterung: Die erhoffte Panoramasicht ins Rheintal? Von dichtem Wald gründlich vereitelt. Die Ironie des Schicksals schlug hier voll zu. Immerhin: Auf der gegenüberliegenden Seite öffnete sich der Blick weit ins Prättigau hinein. Die noch winterlich anmutende Schesaplana nebst Sulzfluh, Drusenfluh und anderen Gipfeln im Grenzgebirge zur Österreich boten einen mehr als passablen Ersatz und entschädigten zumindest teilweise für die entgangene Rheintal-Aussicht.
Vom TV-Turm (bezieht sich auf den Mittagsspitz) ging es auf gleichem Weg zurück nach Valzeina und dann zügig auf der Strasse hinab ins Prättigau. Bei Geissgaden wartete noch ein kleines Abenteuer: Wir konnten die Hauptstrasse verlassen und auf eine alte, offensichtlich vor langer Zeit aufgegebene und gesperrte Strasse durch das schluchtartige Mülitobel abbiegen. Sie erinnerte tatsächlich stark an die alte Viamala-Strasse oder die alte Zügenstrasse bei Davos. Solche autofreien Strecken durch stimmungsvolle Schluchten sind immer wieder ein Erlebnis und sorgten für einen eindrucksvollen Abschluss.
Kurz vor Seewis spuckte uns das Tobel bei einer Brücke über die Landquart wieder aus. Die letzten Kilometer durch die Chlus waren uns von früheren Prättigau-Touren bestens vertraut. Wenig später erreichten wir unseren Parkplatz, ziemlich erschöpft, aber – und das ist das Wichtigste – zufrieden mit einer gelungenen Erkundungstour. Auch wenn das Rheintal sich uns von oben verweigerte, das Prättigau hat uns wieder einmal mit seinen Reizen (und seinen Tücken) überzeugt.
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