Piz Toissa
Ausgangspunkt
Parkplatz beim Schulhaus in Salouf.
Tourdaten
- Weglänge: 21 km
- Höhendifferenz: ↑↓ 1520 Hm
Routenbeschreibung
Den wuchtigen, von Osten gesehen an einen Vulkankrater erinnernden Piz Toissa oberhalb von Savognin kann ich jeden Tag überdeutlich am Horizont erkennen. Umso unverständlicher, dass sich eine Besteigung dieses wandertechnisch einfachen Gipfels bis heute nicht ergeben hat. Mehrmals bin ich auf dem Weg zur Wallfahrtskirche Ziteil nahe am Fuss des Piz Toissa vorbeigekommen, aber eben: nur am 300 Meter höhergelegenen Gipfelkreuz stand ich noch nie.
Die Wettervorhersage für heute lautete: bewölkt, kalt und windig mit etwas Regen. Um möglichst schnell zum Piz Toissa zu gelangen, entschied ich mich daher für die zeitsparende „Komfortvariante“ mit Start ab Salouf, Aufstieg über die Alpstrasse nach Munter und weiter über den Schotterweg zur Kirche Ziteil. Im Gegensatz dazu fand die aufwendigste frühere Variante mit dem Gravelbike von zuhause aus und über diverse Waldwege nach Munter statt. Ich hoffte aber, als Ausgleich dafür heute wenigstens auch noch die Abfahrt über den MTB-Trail von der Kirche Ziteil nach Salouf an die Besteigung vom Piz Toissa anhängen zu können.
Von Salouf zur Furcletta bei Ziteil
Zunächst ging es mit geringer Steigung, aber dafür sehr langgezogen auf der asphaltierten Alpstrasse von Salouf hinauf zu den Ferienhütten von Munter. Hier endete die Ausbaustrecke kurz nach einem sehr geschätzten Brunnen. Die durchschnittliche Steigung von nun an bis zur Kirche Ziteil war die gleiche wie bisher. Allerdings wechselten sich flache Abschnitte mit heftigen Steigungen ab. Letztere dazu noch überwiegend mit sehr losem Untergrund, der meinen Puls immer wieder in den roten Bereich trieb. Zur soweit auf dieser Strecke üblichen Anstrengung kam heute noch ein heftiger Gegenwind hinzu, der von der anderen Seite über die "Furcletta" (den Passübergang zwischen dem Piz Toissa und der Gipfelkette vom Piz Curver) toste. Kurz vor der Furcletta und fast am Ende des letzten Steilaufschwungs schaffte es eine Windböe dann tatsächlich noch, mich aus dem Sattel zu wehen.
Aufstieg zum Piz Toissa
Auf der flachen Anhöhe der Furcletta angekommen, verliess ich den Weg noch vor dem letzten grossen Aufschwung zur Kirche Ziteil nach links und kam kurz darauf bei Wegspuren an, die im steilen Gras hinauf zum Piz Toissa führten. Der kalte Wind wehte nach wie vor unerbittlich stark. Ich zweifelte inzwischen sehr daran, ob der Aufstieg zum Gipfel unter diesen Bedingungen eine gute Idee sei, zumal ich von der Kleidung her mit einer leichten Reserve-Windjacke überhaupt nicht auf einen längeren Aufenthalt in derart stürmischer Kälte vorbereitet war. Am Ende beschloss ich jedoch, es zumindest mal zu versuchen, da ich nicht wissen konnte, ob und wann ich mich das nächste Mal nochmals zum Heraufkurbeln hierher motivieren würde.
Der Weg zum Gipfel war gut sichtbar und ausgetreten. Einige verblichene rot-weisse Markierungen wiesen darauf hin, dass dies früher offenbar ein offizieller Wanderweg gewesen sein musste. Ich stieg über steiles gerölldurchsetztes Gras bis zu einem vermeintlichen höchsten Punkt hinauf, hinter dem sich ein flacher Grat dann noch weiter zum dahinter und höher liegenden Gipfelkreuz zog. Das Panorama mit Ausblicken in Richtung Lenzerheide, Savognin und den Piz Curver war beeindruckend, ebenso der Tiefblick vom Grat in die geröllbeladenen steilen Abgründe zur linken Seite. Ich wurde vom Wind ständig etwas hin- und hergestossen, erreichte das Gipfelkreuz aber schlussendlich Schritt für Schritt.
Vom Gipfel aus konnte man erstmals in den grossen, kraterartigen Kessel des Piz Toissa sehen, der auf beiden Seiten von Graten begrenzt wird und nach Osten in Richtung Salouf abfällt. Im Kessel war keinerlei Wegspuren zu sehen und überhaupt erstaunt mich, dass sich nur eine einzige Zustiegsmöglichkeit von der Furcletta aus etabliert hat. Ich hatte zwar Tourenberichte von anderen weglosen Aufstiegsversuchen von Salouf aus in den Kessel gelesen, dort musste man aber offenbar durchwegs gegen dichte Vegetation und brüchiges Gestein kämpfen.
Rückfahrt nach Salouf
Am Gipfel machte ich einige Fotos, trug mich ins Gipfelbuch ein (vor mir hatte es heute noch ein anderer Besucher bis hierher geschafft und den starken Wind erwähnt) und ging sofort zum Abstieg über. Ich machte mir dabei schon Gedanken über die Rückfahrt und ob es sinnvoll sei, den MTB-Trail auf der anderen Seite der Furcletta mit derart klammen Fingern und Gelenken hinunterzufahren. Erstaunlicherweise liess der Wind aber plötzlich immer mehr nach, je tiefer ich kam. Beim Bike auf der Furcletta angekommen, war es sogar schon fast windstill und meine Abenteuerlust erwachte aufs Neue. Zuerst musste ich den Hang auf einer holprigen Pfadspur waagrecht queren, bis ich auf den Wanderweg gelangte, der von oben von der Kirche Ziteil kam. Ab hier ging es dann auf dem bereits bekanntem Trail weiter.
Die Abfahrt bereitete grossen Spass. Ich weiss nicht, ob dies an den diversen Änderungen am Reifendruck und an den Dämpfereinstellungen lag, an denen ich in letzter Zeit herumgetüftelt hatte. Jedenfalls hatte ich im Gegensatz zum letzten Mal das Gefühl, dass das Bike weich wie ein Luftballon über den blockigen Pfad herunterrollte und auch die grösseren Absätze ohne harte Schläge überwand. Die Abenteuerlust endete dann allerdings weiter unten bei einer Umleitung vom Wanderweg wegen weidenden Stieren und so rollte ich den letzten Teil der Tour dann wieder auf Waldwegen nach Salouf zurück. In Anbetracht des Wetters reichte mir dies auch und das eigentliche Tagesziel, nämlich endlich auf dem Piz Toissa gestanden zu sein, war erreicht.