Marwees → Hundstein (2.157m)

Gratwanderung auf dem Marwees im Alpsteinmassiv mit eindrücklicher Aussicht über die Ostschweiz, verbunden mit einer abenteuerlichen Besteigung des Hundsteins.

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Ausgangspunkt

Großer kostenlosen Parkplatz am Ende der Straße in Wasserauen (N 47,283° / E 9,426°). Nicht zu nahe am Hotel Alpenrose parken, da dort reserviert für Gäste des Hotels. Weitere Parkplätze etwas vorher bei der Talstation der Seilbahn Ebenalp.

Tourdaten

  • Weglänge: 14 km
  • Höhendifferenz: ↑↓ 1.800 Hm
  • Literatur: SAC-Clubführer „Säntis-Churfirsten“ (1. Auflage 1999), R.207 (B) / R.211 (BG-) / R.232 (L) / R.231 (L) / R.208 (EB)
  • Empfehlenswert: Helm, eventuell Kletterausrüstung mit 30m-Seil und Bandschlingen (Steinschlaggefahr, Kletterstellen beim Aufstieg zum Hundstein). Bei Nässe dringend abzuraten!

Routenbeschreibung

Bogartenlücke

Vom Parkplatz bei Wasserauen folgen wir den Wegweisern in Richtung Meglisalp und überqueren die angrenzende Wiese auf einem breiten Weg nach Südosten zum Waldrand hinauf. Der steinige Schrennenweg führt steil durch den Wald hinauf, bis wir auf 1.180m wieder offenes Weidegelände erreichen. Bei einem Wegweiser folgen wir nun der Abzweigung nach links in Richtung Bogartenlücke. Der markante Übergang zwischen den Tälern der Seealp und des Sämtis liegt 600 Höhenmeter höher und ist bereits von weitem sichtbar. Der markierte Weg zur Bogartenlücke windet sich durch Wald und felsdurchsetzte, von zahlreichen Pflanzenarten besiedelten Grashänge empor. Als Orientierung dient ein markanter Felszahn in der Lücke, das Bogartenmannli.

Marwees

Auf der Bogartenlücke angekommen, steigen wir auf der anderen Seite etwas nach Südwesten zu einer Weggabelung ab. Hier zweigt der blau-weiß markierte Bergweg zum Marwees rechts ab und quert zunächst den steilen Grashang bis zu zwei tief eingeschnittenen Rinnen, die sich von weit oben herab ziehen. In der linken (südwestlichen) Rinne steigt der Weg in sehr engen Kehren steil hoch bis zu einer kleinen Grasschulter, von der aus man einen Blick auf mehrere bemerkenswerte, fast senkrecht aus dem Gras aufragenden riesigen Felswänden erhält, die den Namen Dreifaltigkeit erhalten haben.

Der Weg quert den steilen Grashang über den Rinnen nun erneut, wobei einige leicht ausgesetzte ausgewaschene Felsen zu überschreiten sind, die bei Nässe heikel sein können. Mäßig ansteigend erreicht man die Grathöhe des Marwees über den senkrecht zur Bogartenlücke abfallenden Felswänden. Nun beginnt der schönste Abschnitt dieser Wegstrecke: der Weg wendet sich nach Westen und führt unschwierig auf der Gratkante mit herrlicher Aussicht in alle Richtungen bis zum Marwees-Vorgipfel mit einem Gipfelkreuz und -buch auf 1.990m.

Vom Vorgipfel aus folgt der Weg dem Grat weiter nach Westen, wobei auf der Gratkante zunehmend felsige Stellen zutage treten. Diesen Stellen weicht man auf der rechten (nördlichen) Gratseite aus, muss aber am Ende doch auf der linken (südlichen) Seite einige Meter über gut gestuftes Gras und leichte Felsen absteigen. Danach wird das Gelände einfacher und weniger steil. Der Weg führt nun links unterhalb des eigentlichen Marwees-Gipfels vorbei. An dieser Stelle wäre es ohne Probleme möglich, stattdessen geradeaus über die grasbewachsene Gratkante zum höchsten Punkt aufzusteigen; wir haben aus Zeitgründen aber darauf verzichtet.

Der Weg führt nun um einige Felsaufschwünge herum und hinab zum Widderalpsattel (1.855m). Bei einem Wegweiser beginnt hier der blau-weiß gekennzeichnete Aufstieg zum Hundstein.

Hundstein

Der Aufstieg zum Hundstein durch die sogenannte Höll, einer tiefen und steilen Felsschlucht zwischen dem Hundsteingipfel und seinem Nachbarn, der Freiheit, wird im SAC-Führer von 1999 mit „leicht“ und Kletterstellen bis II- bewertet. Dies mag zum Erstellungszeitpunkt des Führers gegolten haben; bei meiner Begehung hatte ich hingegen den Eindruck, dass die Kletterei in den Schlüsselstellen eher im oberen II., wenn nicht gar im III. Grad lag. Ein verbogener alter Eisenstift, eine einzelne verrostete Trittstufe sowie einige verblichene rot-weiße Markierungen legen für mich den Schluss nahe, dass die Route früher offenbar an den schwierigsten Stellen durch Aufstiegshilfen entschärft wurde, diese aber über die vielen Jahre hinweg dem Steinschlag und Schneerutschen zum Opfer fielen und das Gelände in der Schlucht durch die ständige Erosion generell unwegsamer und schwieriger wurde. Auch die Beschreibung der „Höll“ als Abseilmöglichkeit von den klassischen Felskletterrouten an Hundstein und Freiheit spricht nicht gerade für leicht abkletterbares Gelände im I. oder unteren II. Grad.

Bei der Besteigung waren wir in der Schlucht einem hohen Steinschlagrisiko ausgesetzt, und in benachbarten Rinnen lösten Gemsen tatsächlich auch polternde Lawinen aus. Ein Helm ist aus meiner Sicht ein Muss, und die gegenseitige Sicherung mit einem kurzen 30m-Seil an einzelnen heiklen Kletterstellen, die sich im ausgesetzten und steilen Grund der Schlucht befanden, wäre ebenfalls ideal gewesen. Sollten sich weitere Personen in der Höll befinden, ist mit einer großen Steinschlaggefahr zu rechnen.

Wir stiegen zunächst vom Widderalpsattel in eine erste Felsrinne zwischen zwei Felswänden ein, an deren Fuß sich der Geröllschutt aus den oberen Bereichen der Schlucht ansammelte. In der Rinne ging es am Geröll vorbei direkt nach links und über zwei Felsabsätze hinauf. Der erste davon war noch einfach zu überwinden, der zweite hingegen stellte sich als etwa 4 Meter hohe Verschneidung mit einem feuchten Riss und einer glatten Wand links dar. Wir erklommen diesen Absatz nicht im Riss, sondern 2-3 Meter weiter rechts, wobei auf etwas brüchigen Fels und feuchte Erde zu achten war. Danach war dieses erste Hindernis überwinden und Wegspuren führten über einen steilen, aber gut gestufteten Grashang hinauf zum Eingang der „Höll“, der tiefen Schlucht zwischen Hundstein und Freiheit.

Auf leichten Felsstufen zunächst der linken Begrenzungswand entlang aufsteigend, etwas höher dann zur rechten Seite wechselnd, haben wir versucht, die großen Mengen an losem Geröll, das rutschbereit in der Mitte der Schlucht lag, möglichst nicht zu berühren. Etwas weiter oben versperrten senkrechte Absätze und verklemmte Felsblöcke den Weiterweg. Diese wurden etwas aufwendiger in Spreiz- und Stemmtechnik überwunden, wobei der bereits erwähnte verbogene Eisenstift sowie die übriggebliebene Trittstufe sich zwar nicht als Tritte, aber wenigstens als Griffe eigneten. Weiter oben wies eine Markierung dann nach links auf ein schmales Felsband, das aus der Schlucht heraus ins Freie führte. Es ist offenbar aber auch möglich, der Schlucht selber zunehmend ausgesetzt noch bis an ihr oberes Ende zu folgen und von dort sowohl den Gipfel des Hundstein als auch denjenigen der Freiheit zu erreichen.

Wir folgten dem Felsband gebückt um eine Ecke auf die freien Grashänge des Gipfelbereichs. Über diese wiederum steil, aber gut gestuft und ohne Probleme bis zu einem Grasgrat unterhalb des Gipfelkreuzes, diesen überqueren, und am Schluss noch mit einigen Metern leichter Kletterei zum höchsten Punkt.

Vom Gipfelkreuz aus ist eine Pfadspur nach Westen sichtbar; gemäß Beschreibungen führt sie offenbar zu Felsabsätzen, über die man in das obere Ende der „Höll“ abklettern und auch den gegenüberliegenden Gipfel der Freiheit erreichen kann. Wir hatten dies jedoch (noch) nicht probiert.

Abstieg vom Hundstein

Vom Gipfel aus ist ein deutlicher blau-weiß markierter Weg sichtbar, der sich nach Osten über Gras- und Geröllhänge hinunter in Richtung Bollenwees zieht. Zuerst vom Gipfel einige Meter absteigen und dem Grasgrat auf dem Aufstiegsweg folgen, bis eine Pfadspur nach rechts abzweigt (Schild als Wegweiser). Ab jetzt stets den zahlreichen Wegmarkierungen folgend den Grashängen entlang absteigen. An mehreren Stellen müssen steile, aber gut gestufte und einfache Felsabsätze und -rinnen abgeklettert werden; diese Stellen im Abstieg sind jedoch durchwegs viel leichter als diejenigen des Aufstiegs. Nach dem Abklettern durch eine letzte, längere Rinne nimmt die Steilheit des Geländes immer mehr ab, und man steigt über harmlose Geröllhänge und Schafweiden zur Hundsteinhütte SAC ab. Von hier aus auf einem rot-weiß markierten Weg hinunter zu einer Wegkreuzung, die rechts zum Gasthaus Bollenwees am Fählensee, links zum Rheintaler Sämtis führt.

Wiederaufstieg zur Bogartenlücke und Abstieg

Von der Wegkreuzung nach links (Norden) durch die bewaldete Schlucht des Stiefel unterhalb von hohen Felswänden (Klettergarten) absteigen zu den Weidehängen und der Talebene des Rheintaler Sämtis. Man folgt dem Wegweiser in Richtung Bogartenlücke, überquert einen Bach nach Norden, und steigt nun in Kehren steil zur Lücke hinauf, die man am Anfang der Tour bereits von der anderen Seite erreicht hatte. Etwa 100 Höhenmeter unterhalb der Lücke befindet sich eine kleine Trinkwasserquelle mit einem in die Felsen eingelassenen Leitungsrohr.

Auf der Bogartenlücke angelangt, folgt man dem Aufstiegsweg nach Wasserauen hinunter.

Varianten (ohne Besteigung des Hundsteins)

Die Tour kann ab Widderalpsattel auf verschiedene Arten auf markierten Wegen abgewandelt werden, ohne den Hundstein zu besteigen:

  • Abstieg nach Osten zur Alphütte Widderalp, weiter zum Rheintaler Sämtis und Wiederaufstieg zur Bogartenlücke, oder
  • Abstieg nach Westen zur Meglisalp. Zwei Möglichkeiten: entweder nach Nordwesten über Bötzel und Trüest, oder nach Südwesten zunächst dem Fuß des Hundsteins entlang, dann über Borsthalden und Spitzigstein.

Fotos

Aufstieg von Wasserauen mit Marwees im Hintergrund
Der Schrennenweg durch den Wald
Im Aufstieg zur Bogartenlücke
Blick hinunter auf Ebenalp und Appenzellerland
Ankunft bei der Bogartenlücke
Einsame Bogartenhütte
Bergweg zum Marwees durch die steile Grasrinne
Im Aufstieg durch die Grasrinne
Die Gipfel der Dreifaltigkeit
Querung des Steilhangs auf dem Weg zur Grathöhe
Grathöhe und Marwees-Vorgipfel
Auf der Grathöhe, kurz vor dem Marwees-Vorgipfel
Blick auf Saxerlücke und Rheintal
Marwees-Grathöhe mit Hohem Kasten im Hintergrund
Weiterweg über felsdurchsetzte Gratabschnitte
Felsdurchsetzte Gratstellen
Letzter Wegabschnitt zum Widderalpsattel
Widderalpsattel und Hundstein
Aufstieg zum Hundstein durch die untere Rinne
Aufstieg durch die untere Rinne
Felsstufen in der unteren Rinne
Erklettern der Felsstufen in der unteren Rinne
Aufstieg zwischen unterer Rinne und „Höll“
Am Anfang der „Höll“
Aufstieg durch die „Höll“
Beim Ausstiegsband aus der Rinne (rechts)
Auf dem Ausstiegsband
Die Grashänge über der „Höll“
Gipfelkreuz des Hundsteins in Sicht
Auf dem Hundstein-Gipfel
Blick hinüber zum Nachbargipfel, der „Freiheit“
Abstieg vom Gipfelkreuz
Einfache Felsrinnen im Abstieg auf dem Normalweg
Zunehmend einfacheres Gelände im Abstieg
Unterer Streckenteil vor der Hundsteinhütte
Blick auf Bollenwees und Fählensee
Übergang zum Rheintaler Sämtis
Am Rheintaler Sämtis
Wiederaufstieg zur Bogartenlücke
Rückblick auf den Marwees nach einem langen Tag