Biketour Bellinzona → Val Calanca
Anstrengende, aber wunderschöne Tour von Bellinzona aus rund um die bewaldeten Berghänge am Eingang des Calancatals.
Ausgangspunkt
Bahnhof von Bellinzona.
Tourdaten
- Weglänge: 60 km
- Höhendifferenz: ↑↓ 1600 Hm
Routenbeschreibung
Der Wetterfrosch stand bei uns am Alpennordhang wieder einmal auf Stufe "Dauerregen", sodass wir in einem spontanen Anflug von Flexibilität kurzerhand unsere Bike- und sonstigen Siebensachen packten, im Fünfminuten-Schnellverfahren ein Hotelzimmer buchten und den nächsten Bus in Richtung Süden nach Bellinzona bestiegen.
Südlich vom San Bernardino-Pass erwartete uns tatsächlich schon trockenes Wetter und nach der Ankunft in Bellinzona und dem Einchecken ins Hotel reichte die Zeit, um uns in der Stadt noch ein wenig die Füsse zu vertreten, beim Bikeverleih am Hauptbahnhof zwei Mountainbikes mit und ohne Strom zu reservieren und den Tag mit einem viel zu üppigen Pizzagelage zu beenden.
Am nächsten Morgen ging es dann zur Sache: für mich ungewohnt früh um 10 Uhr holten wir am Bahnhof unsere bereitstehenden Leihbikes ab und fuhren los. Am Vorabend hatte ich auf dem Handy schon eine ziemlich ambitiöse Tour in Richtung Calancatal zusammengebastelt, von der noch völlig ungewiss war, welchen Bruchteil davon wir angesichts des ungewohnten Materials und Wetters meistern würden. Es handelte sich hier im Wesentlichen um eine Kombination der Veloroute Nr. 6 von Bellinzona in Richtung San Bernardino mit den Mountainbike-Touren Nr. 639 nach Giova und Nr. 638 nach Santa Maria
Durch den Verkehr von Bellinzona fuhren wir zunächst in Richtung Lumino und San Vittore, was navigationstechnisch für uns Landeier im ungewohnt dichten Strassennetz der Stadt für sich allein schon eine Herausforderung war. Bei San Vittore begann ein Aufstieg von 800 Höhenmetern am Stück auf einer Alpstrasse zu den abgelegenen Hütten von Giova hoch über dem dichtbesiedelten Talboden des Valle Mesocina. Hier konnte man sich nicht mehr verfahren; es ging Kurve um Kurve in der zunehmend wärmer werdenden Mittagssonne nach oben.
War der bisherige Aufstieg zwar steil, aber auf einer asphaltierten Alpstrasse, wurde es jetzt nochmal anstrengender, da uns nun eine lange Traverse auf einem Wanderweg durch den Wald zum nächsten Weiler von Monti di San Carlo weiter hinten im Calancatal bevorstand. Anfangs war der Weg noch fahrbar, wenn auch wegen groben Wurzeln und vielen unregelmässigen Steinblöcken mit meinem Hardtail sehr mühsam. Im weiteren Verlauf wurde es aber mehrheitlich eng, nass, von steilen und blockigen Zwischensteigungen und -absätzen unterbrochen, sodass wir die zweite Hälfte dieses Abschnitts mehrheitlich schiebend zurücklegten. Bei Monti di San Carlo kamen wir auf eine Lichtung mit schöner Aussicht und Sitzbänken heraus und legten dort eine Essenspause ein.
Nach einem letzten Steilstück über Wiesen erreichten wir unterhalb von Monti di San Carlo wieder einen Fahrweg. Auf diesem fuhren wir in zahlreichen Serpentinen steil hinunter an Buseno vorbei in den Talgrund zu einem Stausee, dem Laghet di Buseno. Beeindruckend an diesem See waren nicht nur die dichtebewaldete Uferlandschaft und das türkisblaue Wasser, sondern vor allem die beiden rauschenden Wasserfälle an der Staumauer, von denen das Wasser tosend in eine tiefe Felsschlucht gelangte.
Vom Stausee fuhren wir nun auf der Autostrasse ein Stück talauswärts bergab, bis wir die Abzweigung nach Castaneda erreichten. Dieser zweite Aufstieg war mit 200 Höhenmetern bald geschafft, wir durchquerten das Dorf und erreichten nach weiteren 200 Höhenmeter die nächste grössere Ortschaft am Hang, Santa Maria in Calanca.
Danach wurde es nochmals abenteuerlich. Ein Feldweg führte anfangs fahrbar in Richtung Verdabbio, endete bei einem Holzplatz aber bald in einem erneut total verblockten Wanderweg. Auch diesen mussten wir schiebend und tragend zurücklegen, bis wir 100 Höhenmeter tiefer wieder auf einen befahrbaren Weg stiessen. Von Verdabbio selbst bekamen wir eigentlich gar nicht viel zu sehen, da die zahlreichen Häuser ziemlich gut versteckt auf der von unserem Weg abgewandten Hangseite lagen. Wir kamen hier aber nach langer Zeit zum ersten Mal wieder an einem Brunnen vorbei und konnten endlich unsere schon sehr geleerten Trinkbeutel auffüllen. Generell fiel mir auf, dass die Brunnendichte im Tessin weit spärlicher zu sein scheint als in unseren Bündner Bergen.
Von Verdabbio fuhren wir auf Strassen zügig weiter ins Tal und erreichten den Flusslauf der Moesa (die sich später vor Bellinzona mit dem Ticino vereinigt) kurz vor Cama. Der letzte Abschnitt der Tour führte am Südufer vom Fluss entlang über Wiesen und durch Wald, wobei auch hier nochmals mehrere verblockte Schiebe- und Tragestellen zu meistern waren. Zu guter Letzt trafen wir bei Lumino aber wieder auf den Weg, auf dem wir am Morgen hergekommen waren. Wir legten die verbleibende Strecke durchs Stadtgewimmel von Bellinzona nun etwas kompetenter als am Morgen problemlos bis zum Bahnhof zurück, wo wir verschwitzt und glücklich unsere Leihräder wieder abgaben.