"slowUp Mountain Albula" 2024

02eb2bf0a7.jpg

Tourdaten

  • Weglänge: 64.7 km
  • Höhendifferenz: ↑↓ 1800 Hm

Routenbeschreibung

Jedes Jahr im Spätsommer findet der slowUp Mountain Albula statt. Bei diesem Event wird die Strasse über den Albulapass an einem Tag von 8 bis 17 Uhr zwischen Filisur und La Punt für jeglichen motorisierten Verkehr vollständig gesperrt, sodass sich Radfahrer aller Arten frei auf der Passstrasse tummeln können. Zudem wird an allen wichtigen Zwischenstationen (Bergün, Preda, Albulapass) volksfestartige Verpflegung und Unterhaltung organisiert.

Ich hatte von dieser Veranstaltung erst in diesem Jahr zum ersten Mal erfahren. Da der Albulapass bei mir ja quasi um die Ecke liegt, beschloss ich, mir einmal vor Ort ein Bild von diesem Ereignis und seinen Besuchern zu machen. Wie üblich hatte ich wieder einmal die besten Voraussetzungen gewählt – ich kam erst um 11 Uhr aus dem Haus und für den Nachmittag waren kräftige Gewitter angesagt – aber nichtdestotrotz fand ich mich nach einer rasanten Abfahrt von Alvaneu Dorf nach Alvaneu Bad schon kurze Zeit später in Sichtweite von Filisur. Dort stauten sich vor einer Strassensperre der Polizei einige Auto- und Motorradfahrer mit langen Gesichtern, während ich mich nun dem allgemeinen Treiben dahinter anschliessen konnte.

Das Publikum auf der Strecke war bunt gemischt: vom Gelegenheits- bis zum ambitionierten Hobbyrennfahrer, vom Mountainbike bis zum E-Bike (mit oder ohne Kinder- oder Hundeanhänger) war alles in jedem Alter zu sehen. Sogar ein Trailrunner joggte in nahezu gleichem Tempo wie mancher Radfahrer zum Albulapass hoch.

Die Organisation vom Anlass war hervorragend. Entlang der Strasse gab es mehrere Samariterposten, die engen Kurven und unübersichtlichen Stellen waren in der Strassenmitte mit orangen Kegeln abgesteckt, um Kollisionen zwischen allzu ambitionierten Abfahrern und überholenden Aufsteigern möglichst zu verhindern. Die Verpflegungsstationen in den Dörfern und auf der Passhöhe verliess man bei mangelnder Vorsicht wohl eher übersättigt als verhungernd.

Was mich persönlich betrifft, hatte ich mich der Wetterprognose wegen für eine Tour ohne Zwischenhalt bis zur Passhöhe entschieden, trotzdem aber in einigermassen gemütlichem Genusstempo. Den ersten Vorsatz konnte ich problemlos einhalten, den zweiten leider nicht. Im allgemeinen Fluss des Geschehens konnte ich wieder einmal der Versuchung nicht widerstehen, mich ans Hinterrad von ambitionierteren Fahrern anzuhängen, wo immer sich die Gelegenheit bot. Diese fielen wegen Verpflegungs- und Fotostopps unterwegs aber stets irgendwann wieder aus, sodass ich erneut mit grossem Kraftaufwand die Lücke zum nächsten geeigneten Tempomacher am Horizont schliessen musste. Ab Crap Alv oberhalb vom Lai da Palpuogna ging dann auch den letzten Vorfahrern in Reichweite offenbar die Luft aus, das allgemeine Durchschnittstempo des langgezogenen Felds verlangsamte sich merklich und ich musste im kurvenreichen Strassenverlauf immer wieder ganze Gruppen von Fahrern in kraftraubenden Zwischensprints auf der Gegenfahrbahn überholen, bevor Gegenverkehr wieder von oben herabzubrausen kam.

Auf den letzten Kilometern vor der Passhöhe schlug meine Radarüberwachung am Sattel Alarm. Offenbar hatte sich ein Verfolger aus dem Feld gelöst und nun an meine Fersen geheftet. Und in der Tat: auch als ich flacheren Schlussanstieg vor dem Pass nochmals an Tempo zugelegt hatte, wich er wie ein Schatten nicht mehr von meinem Hinterrad. Zusammen überholten wir nun ganze Heerscharen von Fahrern auf dem letzten Kilometer und erreichten die Passhöhe beide völlig am Rand der Erschöpfung. Lachend tauschten wir Komplimente aus und mein Schatten verschwand im Menschengewimmel rund um das Albula-Hospiz, während ich noch etwas auf der anderen Seite vom Pass weiterfuhr. Dank den zahlreichen (un)freiwilligen Tempomacher vor und hinter mir konnte ich meine persönliche Bestzeit auf der Strecke von Filisur zur Passhöhe heute immerhin um volle sechseinhalb Minuten unterbieten, womit ich sehr zufrieden war.

Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, weiter nach La Punt zu fahren und von dort nochmals von der anderen Seite zum Pass aufzusteigen. Beim Anblick der dichten Wolken am Himmel hatte ich aber kein gutes Bauchgefühl, da ein solcher Aufstieg nochmals viel Zeit in Anspruch nehmen und mich im schlimmsten Fall mitten in ein Gewitter auf der Passhöhe führen würde. Stattdessen fuhr ich also vom Albulapass wieder in Richtung Filisur zurück. Auf der Höhe von Preda fielen dann tatsächlich auch schon die ersten dicken Tropfen; ich konnte dem Niederschlag aber wieder entfliehen und erreichte bald das trockene Bergün und die Backofenhitze im sonnigen Albulatal bei Filisur. Nach dem rituellen Kauf von Bergkäse und Eiern im Hofladen vom Biohof Las Sorts ging es dann zum letzten Anstieg über Alvaneu nach Hause. Eine Stunde später prasselten ausgiebige Regenschauer mit Blitz und Donner nieder, aber da hatte ich meinen Duschvorgang zum Glück schon längst im Badezimmer erledigt.

Fotos

Volksfeststimmung im Dorfzentrum von Bergün
Velofahrer bei Crap Alv auf dem Weg zur Passhöhe
Hohe Bevölkerungsdichte auf dem Albulapass
Die Passhöhe von weitem gesehen
Blick auf die Passstrasse ins Engadin