Wiesner Alp → Zügenschlucht
Tourdaten
- Weglänge: 40.3 km
- Höhendifferenz: ↑↓ 1700 Hm
Routenbeschreibung
Das Wetter gab mir in den letzten Tagen nicht gerade den Stups für epische Langstreckenabenteuer. Sonne am Morgen, lokale Regenschauer am Nachmittag – eine klassische "Bleib lieber daheim oder riskiere, von oben geduscht zu werden"-Ansage. Statt einer langen Tour der Freude entschied ich mich heute für eine kompakte „Best-Of-Horror Compilation“ aus einigen Streckenabschnitten in der Umgebung, die sich in der Vergangenheit als... sagen wir mal, herausfordernd erwiesen haben. Eine Art Greatest Hits des persönlichen Leidens, wenn man so will.
Startpunkt dieser erlesenen Sammlung war die Alp Afiein oberhalb der Schmittner Alp, standesgemäss erreicht über die Alpstrasse von Schmitten aus. Der unspektakuläre Anfang sollte nicht darüber hinwegtäuschen, was noch kommen würde.
Wiesner Alp und Rüggmad
Nach einer kurzen Abfahrt und Querung zur Wiesner Alp folgte der erste echte Prüfstein: die Abfahrt von der Wiesner Alp über Ruggmad nach Wiesen. In der finalen Linkskurve bei der untersten Hütte lockte mich erstmals ein unscheinbarer Wanderweg geradeaus in den Bawald. "Ach, probieren wir mal was Neues!", dachte ich mir, der Optimist in mir starb mal wieder einen schnellen, schmerzhaften Tod. Der Pfad mündete zwar wie beschrieben auf dem mittleren Forstweg, war aber eine derart verwurzelte Angelegenheit, dass man danach das Gefühl hatte, dem Zahnarzt einen Besuch abstatten zu müssen – nur halt für das Vorderrad. Schwer bekömmlich? Ein Euphemismus. Das war Mountainbiken im Wurzel-Labyrinth-Modus.
Auf dem alten Zügenweg von Wiesen nach Ardüsch
Weiter ging's von Wiesen aus Richtung Steigtobel zum steilen Anstieg nach Steigmeder. Diesen hatte ich als würdigen Kandidaten für die "Sterne vor den Augen"-Kategorie in Erinnerung. Heute jedoch – man staune! – gelang die Bewältigung erstaunlich kontrolliert. Offenbar hat das regelmässige Höhentraining (oder einfach nur der Schrecken des Bawalds) meine Lunge in den Turbo-Modus versetzt.
Dann kam eine Premiere, die es gleich in sich hatte: der alte Zügenweg nach Ardüsch. Ein Weg, der offenbar darauf trainiert ist, neue Bekanntschaften standesgemäss zu begrüssen. Mein Ausrutscher beim halbherzigen Versuch, aufs Gras auszuweichen, war quasi das Willkommenskomitee. Das eigentliche Highlight der Strecke (oder sollte ich sagen: der Tiefpunkt?) wartete kurz vor Ardüsch: ein monströser Haufen gefällter Bäume versperrte den Weg komplett. Man stand davor wie Ochs vorm Berg, nur dass der Berg aus Holz und die Aufgabe, ihn mit Bike zu überwinden, eine Mischung aus Klettern, Schleppen und Fluchen war. Resultat der baumigen Umarmung: ein schmerzendes Knie.
Von Monstein nach Jenisberg
Von Ardüsch führte der Weg hinauf nach Davos Monstein. Durchs Dorf, vorbei an der alten Säge, ging es auf den Wanderweg/MTB-Trail nach Jenisberg. Auch hier Neuland (zumindest in dieser Richtung). Lief "relativ gut", was in Bikersprache bedeutet: Ich habe überlebt. Die Passagen über diverse Brücken und entlang exponierter Stellen am Rand des Abgrunds waren... intensiv. Sagen wir mal, es war eine innovative Mischung aus Fahren, Schieben und Balancieren auf zwei Rädern plus zwei Füssen. Konstante Konzentration war nicht nur ratsam, sondern die einzige Alternative zum Freiflug. Eine landschaftlich reizvolle Strecke, wenn man Höhenangst als persönliche Herausforderung betrachtet.
Von Jenisberg in die Zügenschlucht
Die Abfahrt von Jenisberg durchs Chüatobel hinab in die Zügenschlucht versprach auf dem Papier Entspannung. Meine Erinnerung an diese Strecke war vage, aber positiv. Eine Fehleinschätzung, wie sich herausstellte. Entweder hat sich der Weg seit meinem letzten Besuch in einen Steinbruch verwandelt, oder meine Erinnerung hat die Details – sagen wir mal – grosszügig weichgezeichnet. Ich wage aber zu behaupten, dass ich damals erheblich langsamer unterwegs war. Heute war es eher ein gezieltes Abwerfen von überschüssigem Material (Steine vom Weg, Nervenfasern von mir).
Die finale Etappe führte über die alte Zügenstrasse zum Bärentritt und dann via Mobilitätsweg zum Bahnhof Wiesen. Der "Horror" lag hinter mir... oder lauerte er nur um die Ecke?
Heimweg über Torra
Am Bahnhof Wiesen liess sich die herannahende Regenfront nicht länger ignorieren. Der Himmel verfinsterte sich dramatisch – quasi der Abspann zur "Horror Compilation". Lieber vom Regen durchnässt als vom Trail zermalmt, dachte ich mir und trat den eiligen Rückzug über Torra und Bodmen nach Schmitten an. Gerade rechtzeitig. Das Gefühl, dem Wolkenbruch entkommen zu sein, war fast so befriedigend wie die erfolgreiche Vermeidung von Knochenbrüchen auf der Tour. Fast.
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