Bike & Hike zum Mattstock

Ausgangspunkt
Weesen, Parkplatz Bahnhof.
Tourdaten
- Weglänge: 37 km
- Höhendifferenz: ↑↓ 1940 Hm (davon 380 Hm für den Fussaufstieg zum Mattstock)
Routenbeschreibung
Der Mattstock oberhalb von Amden – für mich ein Ort voller Geschichte. Einst von Zürich aus mühelos erreichbar, war er nicht nur regelmässiges Wanderziel, sondern mit seinen steil aufragenden Kalkplatten auch ein Schauplatz klettertechnischer Selbstfindung. Drei Jahrzehnte sind vergangen, seit ich zum letzten Mal dort oben stand. Höchste Zeit also, dieser Legende (und mir selbst) einen erneuten Besuch abzustatten, wenn auch auf zwei Rädern und um einige Jahre gealtert.
Von Weesen nach Amden
Wir starteten unsere Mountainbike-Odyssee in Weesen, zwängten uns durch die Galerien der Hauptstrasse hinauf nach Amden. Das Dorf, schon früher ein beliebtes Ausflugsziel für Zürcher und andere Unterländer (mich eingeschlossen), schien nichts von seiner Anziehungskraft verloren zu haben. Der intensive Verkehr und die rege Bautätigkeit im Dorf zeugten davon, dass der Massentourismus hier weiterhin fröhliche Urständ feiert. Wir waren dementsprechend erleichtert, als wir im Dorf ankamen und den Grossteil des Ausflugsgetümmels hinter uns lassen konnten.
Von Amden zum Mattstock
Den Aufstieg von Amden zum Mattstock hatte ich aus meiner Jugend als mühsam in Erinnerung. Der damalige Wanderweg, so stellte ich fest, kommt auch heute noch ohne Umschweife zur Sache und führt in einer relativ direkten und steilen Linie zwischen Weiden und Höfen den Hang hoch bis an den Fuss des Gipfelaufbaus. Im Gegensatz dazu konnten wir heute mit unseren Mountainbikes in weiten Kurven auf einer geteerten Alpstrasse bequem bis 380 Höhenmeter unterhalb des Gipfelkreuzes hochkurbeln. Dort liessen wir unsere treuen Drahtesel zurück und bogen gleich um die Ecke in den Wanderweg zum Gipfel ein.
Auf dem Weg zum Gipfel musste ich allerdings eine verblüffende Feststellung machen: Jegliche Erinnerung an meine früheren Touren auf demselben Pfad war völlig abhandengekommen. Ich konnte mich wirklich an kein einziges Detail am Wegrand erinnern – ausgenommen die zahllosen Lawinenverbauungen, die offenbar nachhaltigeren Eindruck hinterlassen hatten als die umliegende Flora und Fauna. Im Gipfelbereich wurde das Gelände zunehmend steiler, und die letzten paar Dutzend Meter auf dem Grat zum Gipfelkreuz waren mit Ketten gesichert. Auch daran? Völlige Amnesie. Das Gehirn hatte hier wohl selektiv geputzt.
Oben angekommen, entschädigte die phänomenale Rundumsicht für die Gedächtnislücken. Der Blick reichte nach Norden bis zum Bodensee und dem dahinterliegenden deutschen Flachland. Im Osten thronte der majestätische Säntis, davor zeichneten sich die Dörfer im Toggenburg, der Übergang ins Rheintal und die unzähligen Gipfel in der Vorarlberger Grenzregion klar ab. Im Westen glitzerte der Zürichsee mit dem Seedamm zwischen Pfäffikon und Rapperswil. Und im Süden schliesslich blickten wir hinab auf Amden, die imposanten Churfirsten, den türkisblau schimmernden Walensee und die teils noch schneebedeckten Glarner Alpen. Ein Fest für die Augen, das die Beine fast vergessen liess.
Rückkehr nach Weesen
Lange verweilen konnten wir auf dem Gipfel nicht, denn ein langer Rückweg auf dem Bike stand uns noch bevor. Nach dem Abstieg vom Gipfel zu unseren Bikes, der Rückfahrt ins Dorf und dem dringend nötigen Auftanken unserer Wasserbeutel beim Gemeindehaus starteten wir zur zweiten Hälfte der Tour: der Fahrt von Amden ins benachbarte Seitental nach Unterchäseren und die Abfahrt von dort nach Weesen.
Diese zweite Halbzeit hatte es in sich. Von einer geruhsamen Rückkehr ins Tal keine Spur. Stattdessen begann die Etappe mit einem langgezogenen Anstieg, der beim Funkturm bei Durchschlegi nochmals um einige Steigungsprozente zulegte. Danach folgte ein zermürbendes Auf und Ab mit zahlreichen trügerischen flachen oder gar leicht abfallenden Passagen, die unvermittelt von kurzen, aber sehr knackigen Anstiegen unterbrochen wurden. Freunde des Intervalltrainings hätten hier sicher ihre wahre Freude gehabt.
Bei Unterchäseren wähnten wir uns endlich am Ende aller Mühen, folgte doch nun auf dem Höhenprofil die schon andauernd herbeigesehnte grosse Abfahrt hinunter nach Weesen. Tatsächlich ging es ab jetzt bergab, aber nicht so, wie wir es uns erhofft hatten. Statt einem entspannt befahrbaren Alpweg erwartete uns ein steiler Karrenweg mit einer Unterlage aus losen und groben Steinen, die nur wie auf rohen Eiern und mit vorsichtigstem Bremseinsatz überquert werden konnte. An der Grenze der Reifenhaftung rutschten und schlingerten wir in die Tiefe, bis die Steine einem hellbraunen Strassenbelag wichen, der in engsten Kurven und wild geneigt wie eine Rutschbahn im Wellenbad hinabführte. Danach nahm das Gefälle endlich ab, und weiter unten mündete unser wilder Trail in eine handzahme Alpstrasse ein, auf der wir endlich unsere entspannte Abfahrt nach Weesen nachholen konnten.
Auf jeden Fall wurde mir heute einmal mehr vor Augen geführt, dass die Sonnenterrasse von Amden als Schauplatz von Wander- und Biketouren auch heute noch unglaublich viel zu bieten hat – selbst wenn ich nun nicht mehr aus Zürich, sondern von der entgegengesetzten Richtung her komme.
Fotos











































